Das Thema Hagia Sophia – mit dem Erdoğan schon seit Jahren kokettiert – ist nach den Angriffen auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch wieder hochgekommen.

Foto: APA/AFP/YASIN AKGUL

Die Hagia Sophia in Istanbul ist ein Weltwunder. Die Kuppel der 532 bis 537 unter dem byzantinischen Kaiser Justinian erbauten Kirche war – nicht nur für das Frühmittelalter – eine atemberaubende Leistung. Justinian soll beim Betreten ausgerufen haben: "Salomo, ich habe dich übertroffen!" Bis heute ist die "Heilige Weisheit" eines der bedeutendsten Bauwerke der Welt. Die Erbauer der großen, klassischen Moscheen haben sich an ihrem Kuppelstil orientiert.

Seit den 1930er-Jahren, seit Atatürk, ist sie ein Museum, nachdem sie 1453, nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, zu einer Moschee wurde. Islamische Fanatiker wollen schon lange, dass wieder eine Moschee aus ihr wird. Es gab sogar schon einen nächtlichen islamischen Gottesdienst, übertragen im türkischen TV. Erdogan hat sich bisher zurückgehalten. Nun, da eine gewisse Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst und die Kommunalwahlen bevorstehen, bringt er plötzlich die Hagia Sophia (türkisch Ayasofya) ins Spiel: "Die Hagia Sophia wird nicht länger ein Museum genannt werden. Sie wird aus diesem Status herausgenommen. Wir werden die Hagia Sophia eine Moschee nennen."

Nur "nennen" oder feierlich wieder rückverwandeln? In jedem Fall wäre die Aktion ein Schlag gegen den Frieden zwischen Muslimen und dem (christlichen oder auch säkularen) Westen. (Hans Rauscher, 28.3.2019)