Christian Werner leitet das Gasthaus Stern in Wien-Simmering. Zu Hause in Laxenburg, wo er sich auf das Landleben mit all seinen Klischees einlässt, macht sich in der Küche indes asiatischer Geruch breit.

"Wir haben früher in Wien gewohnt und aufgrund unseres Nachwuchses lange Zeit nach einer größeren Wohnung gesucht. Aber erstens sind die meisten Wiener Grundrisse mit den kleinen Schlaf- und Kinderzimmern ein Witz, und zweitens sind die Preise so stark nach oben galoppiert, dass ich mir kaum noch vorstellen kann, wie sich eine junge Familie so eine Wohnung überhaupt noch leisten kann. Also haben wir unseren Suchkreis erweitert und sind hier in Laxenburg gelandet. Der erste Eindruck hat sofort gepasst. Wir sind reingekommen und wussten: Das ist es! Und ins Gasthaus Stern nach Simmering sind's mit dem Auto gerade mal 25 Minuten.

"Letztendlich ist das eine benutzte Wohnung mit Krempel und Spielzeug und dutzenden Tapsern an der Wand." Christian Werner mit Ehefrau Barbara und Hund Lotta.
Foto: Lisi Specht

Das ist eine klassische Scheidungswohnung. Die Vorbesitzer haben einen dunklen Parkettboden reinlegen und eine schöne Küche einbauen lassen. Sobald die Sanierung abgeschlossen war, haben sich die beiden getrennt – und zum Glück kein schlechtes Karma hinterlassen. Die Wohnung hat knapp 130 Quadratmeter. Hinzu kommt eine 45 Quadratmeter große Terrasse, auf der wir einen Kunstrasen ausgelegt haben, weil wir das ganze Jahr lang auf etwas Grünes blicken wollten. Aber immerhin haben wir, bitte schön, Himbeeren und Brombeeren, die da draußen wachsen. Echte sogar!

Die Wohnung ist bewusst so eingerichtet, dass sie nicht völlig überladen ist. Es gibt eine gewisse Sauberkeit und Aufgeräumtheit, aber letztendlich ist das eine bewohnte, benutzte Wohnung mit Krempel und Spielzeug und dutzenden Tapsern an der Wand. Das Zentrum der Wohnung ist eindeutig der Esstisch im Wohnzimmer. Regelmäßig haben wir Freunde zu Besuch – zum Grillen, gemeinsamen Kochen oder einfach nur zum Plaudern und Beisammensitzen. Der Esstisch ist für uns ein Ort der Gemütlichkeit zu zweit, zu dritt oder zu mehrt.

Fotos: Lisi Specht

Was die übrige Gestaltung betrifft, so hat sich eindeutig meine Frau Barbara durchgesetzt. Ihre Lieblingsfarbe ist Grün, und so findet sich das Grün auf der Wand sowie bei diversen Accessoires. Mittlerweile hat sich das Grün auch auf mich übertragen: Als wir uns vor vier Jahren einen Hund zugelegt haben, und zwar eine Münsterländerin namens Lotta, habe ich begonnen, jagen zu gehen. Dank des Jagens bin ich viel in der Natur und in Kontakt mit Fauna und Flora.

Das erste Tier, das ich geschossen hatte, war eine Rehgeiß. Inzwischen verarbeiten wir alles, was ich erlegen kann und darf, im Restaurant: Enten, Rehe, Hirsche, Wildschweine ... Und so verändert sich die Speisekarte mit den Jahreszeiten und mit den Jagderfolgen des Lokalinhabers.

In Laxenburg zu wohnen ist echt super. Auf der Straße wird man gegrüßt, man lernt sich schnell kennen, und in kürzester Zeit entsteht eine Art Gemeinschaftsgefühl. Mittlerweile werde ich sogar schon dem niederösterreichischen Klischee gerecht: Ich bin sogar Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr.

Fotos: Lisi Specht

Eines Tages saßen wir bei einem Grillfest, plötzlich gab es einen Alarm, und alle Männer sind aufgesprungen und zum Einsatz gefahren. Ich bin als einziger Mann sitzen geblieben, woraufhin mich meine Tochter angeschaut und gefragt hat: 'Papa, warum bist du eigentlich nicht so cool?' Jetzt bin ich also auch ein Freiwilliger. Die Übungen und das Zusammensitzen sind eine schöne Abwechslung zu meinem Job.

Eine weitere Abwechslung ist, dass zu Hause glücklicherweise meine Frau das Kochen übernimmt. Im Privaten bin ich echt froh, wenn ich mal nicht in der Küche stehen muss. Am liebsten hab ich's, wenn meine Frau asiatisch kocht, zum Beispiel eine scharfe thailändische Suppe, eine Tom Kha Gai. Dann macht sich in der ganzen Wohnung ein wunderbarer Geruch breit, der so ganz anders ist als in unserem Gasthaus." (1.4.2019)