Graz/Wien – Mit der Heeresgliederung 2019 ändern sich auch die Spitzenstrukturen: Durch die u.a. Zusammenlegung von Land- und Luftstreitkräften in ein Kommando gäbe es theoretisch auch einen Chefwechsel. Aber: Generalleutnant Franz Reißner übernimmt als Chef des alten Kommando Landstreitkräfte in Graz auch den Befehl über das neue Kommando Streitkräfte – "übermalt" wurde der Festakt vom Eurofighter-Überflug.

Die Kommandoübergabe erfolgte durch Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) am Freitagnachmittag in der Belgierkaserne im Westen von Graz in einem großen Festakt auf dem vollen Antreteplatz der Kaserne – eine Ehrenkompanie der Garde aus Wien ist in den Bundesländern selten zu sehen. Zur Feier des Tages donnerten auch zwei von Süden kommende Eurofighter des Bundesheeres über die westlichen Grazer Stadtbezirke.

Optimales Zusammenwirken

Mit der Zusammenführung der Kommanden über die Luft- bzw. die Landstreitkräfte soll ein optimales Zusammenwirken für Einsätze im In- und Ausland erreicht werden. Dazu soll die Vereinfachung von Verwaltungsabläufen kommen.

Generalleutnant Reißner, der seit Dezember 2012 bereits das Kommando Landstreitkräfte geführt hat, übernahm somit – übrigens knapp vor seinem 62. Geburtstag am 27. April – die Führung von 24 direkt unterstellten Brigaden, Bataillonen und Dienststellen. Das neue Kommando Streitkräfte vereint im Wesentlichen das frühere Kommando Landstreitkräfte in Graz, das Kommando Luftstreitkräfte in Salzburg und Teile des ehemaligen Kommandos Führungsunterstützung und Cyber Defense.

Das Kommando Streitkräfte ist auf zwei Standorte aufgeteilt – in Graz in der Belgier-Kaserne und in Salzburg-Wals in der Schwarzenberg-Kaserne. Hauptaufgabe des Kommandos ist die Führung von Einsätzen im In- und Ausland sowie aller unterstellten Einheiten. In der Belgierkaserne befindet sich auch das Lagezentrum, eine der Nervenstellen des Heeres, in der in Echtzeit alle Informationen über z. B. im Auslandseinsatz befindliche Einheiten zusammenlaufen.

Reißner unterstützt Brieger-Forderungen

Der neue, alte Chef des Kommandos Landstreitkräfte, Generalleutnant Reißner, äußerte sich am Rande der Kommandoübergabe in Graz positiv zu den von Generalstabschef Robert Brieger geforderten besseren Bedingungen für und Finanzierung des Heeres: "Ich wünsche mir, dass die Argumente gehört werden."

Die Kritik an den fehlenden Mitteln teile er selbstverständlich: "Es geht um die Substanz." Es gehe ja nicht nur darum, mehr Geld zu fordern, sagte Reißner angesichts der langjährigen Einsparungen im Bundesheer-Bereich. "Der Großteil der Kfz-Flotte wurde zwischen 1973 und 1983 angeschafft, das sind 40 Jahre, die meisten Fahrzeuge waren oder sind am Ende ihrer Lebensdauer. Die meisten Luftfahrzeuge, bis auf die Eurofighter und die Blackhawk-Helikopter, sind bis zu 50 Jahre alt. Bei den AB212-Hubschrauber hatten wir zum Glück ein Upgrade-Programm," zählte Reißer auf. "Es wird Entscheidungen geben müssen", sagte der Generalleutnant gegenüber Journalisten.

Ende der 1980er habe das Verteidigungsbudget 1 bis 1,1 Prozent betragen und das sei damals schon nicht ausreichend gewesen. Heute habe man gerade die Hälfte, das gehe wirklich an die Substanz, sagte Reißner, der rund 20.000 Berufssoldaten, Wehrpflichtige und Zivilbedienstete direkt führt, in 24 Verbänden und 15 Auslandseinsätzen (derzeit 1.015 Soldaten). Das Bundesheer bezeichnete er als den "komplexesten Betrieb Österreichs".

Mit der neuen Heeresgliederung, die am 1. April offiziell eingenommen werde, habe man nun eine gute Bündelung der Führungsstruktur, getrennte Kommanden wurden wieder fusioniert. Positiv sei auch, dass die Führungsunterstützung mit den entsprechenden Bataillonen in Villach und St. Johann im Pongau wieder beim Kommando Landstreitkräfte seien. Dem Kommando mit den "Konzernzentralen" Graz und Salzburg unterstehen nun vor allem die vier Brigaden, die neun Militärkommanden und die Luftstreitkräfte. "Nun ist nichts mehr provisorisch", sagte Reißner. (APA, 29.3.2019)