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Jetzt hat ausgerechnet Juan Amador, der einen auf (teilweise jahrzehntealten) "Signature-Dishes" fokussierten Küchenstil aus importierten Luxusprodukten pflegt, als Erster in Österreich drei Michelin-Sterne bekommen. Das geht offenbar gar nicht, noch dazu, wo er Deutscher ist: Von so einem wollen wir uns nicht zeigen lassen müssen, wie man preiswürdig kocht.

Dabei steht außer Frage, dass Amador die drei Sterne verdient. Schließlich bekam er sie in Deutschland bereits achtmal in Folge, die Tester haben also nur das Urteil ihrer Kollegen bestätigt. Die Bemühungen heimischer Köche und Touristiker, einen eigenen "Michelin"-Führer für Österreich zu etablieren (die aktuelle Bewertung erfolgte im Guide "Main Cities of Europe", wo nur Wien und Salzburg vorkommen), könnten damit aber einen Dämpfer bekommen.

Michelin lässt sich so einen Guide nämlich teuer bezahlen – dem Vernehmen nach wären 600.000 Euro fällig, die aus dem Landwirtschaftsministerium und anderen Stellen fließen sollten. Die Außenwirkung eines eigenen Österreich-"Michelin" ist unbestritten. Wenn dieser aber einen Küchenstil favorisiert, der die Region so gar nicht abbildet, wie dies bei Amador der Fall ist, dann müssten Österreichs andere beste Köche ihre Ausrichtung radikal ändern. Oder gut überlegen, ob sie sich einen Guide, der so abgehoben von lokalen Küchentraditionen benotet, wirklich leisten wollen – noch dazu mit unserem Steuergeld. (Severin Corti, 29.3.2019)