Flüchtlingsrouten und Ankünfte von 2014 bis 2018 auf einen Blick.

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Berlin/Genf – Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat nach dem EU-Beschluss zum Abzug der Schiffe der Mittelmeer-Mission "Sophia" neue Maßnahmen zur Rettung von Menschen aus Seenot gefordert. "Es braucht mehr Schiffe, egal, wer sie stellt – in den Gewässern zwischen Libyen und Europa, dort wo Menschen ertrinken", sagte der Vertreter von UNHCR in Deutschland, Dominik Bartsch, der "Welt am Sonntag".

Die Seenotrettung sei "ein humanitärer und rechtlicher Imperativ, der in internationalen Übereinkommen festgeschrieben ist", fügte er hinzu.

Bartsch nannte die Entscheidung der EU-Mitgliedstaaten einen "bedrückenden Rückschlag für ein Europa der Humanität". Eine Seemission ohne Schiffe "bedeutet das Meer denen zu überlassen, die Europa bekämpfen will und jene dem Meer zu überlassen, die in Europa Schutz suchen".

Libyen "kein sicherer Hafen"

Zudem kritisierte Bartsch das Zurückschicken von Migranten vom offenen Meer nach Libyen. Das Land sei kein sicherer Hafen für Flüchtlinge. Weiterhin säßen "Tausende Menschen vor den Toren Europas in libyschen Internierungslagern unter menschenunwürdigen Bedingungen fest, werden vergewaltigt, verkauft oder versklavt".

Die EU-Marinemission "Sophia" war 2015 zum Vorgehen gegen Flüchtlingsschleuser vor Libyen gegründet worden. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass die Rettung von Flüchtlingen auf See vorerst eingestellt werde. Lediglich aus der Luft soll das Seegebiet zwischen Italien und Libyen weiter überwacht werden.

Hintergrund des Aus für "Sophia" ist die Forderung Italiens, gerettete Flüchtlinge auf die EU-Staaten zu verteilen. Darüber konnte auf EU-Ebene keine Einigung erzielt werden. (APA, AFP, 30.3.2019)