Budapest – Die ungarische Polizei hat einen bekannten regierungskritischen Polit-Aktivisten festgenommen, nachdem er sich auf einer Polizeiwache gemeldet hatte. Zuvor hatte die Behörde auf ihrer Webseite überraschend bekanntgegeben, dass gegen Marton Gulyas die Fahndung aufgrund eines Haftbefehls wegen Landfriedensbruchs eingeleitet wurde.

Wie sein Anwalt am späten Freitagabend dem Nachrichtenportal "inxex.hu" sagte, hatte der Aktivist einen Gerichtstermin versäumt. In dem seit 2016 laufenden Verfahren wird Gulyas beschuldigt, bei einem Protest gegen die umstrittene Bebauung des Budapester Stadtwäldchens eine Plastikplane beschädigt zu haben. Die Plane war Teil einer Baustellenabsperrung.

Seit Jahren Kritik an Orban

Sympathisanten des Aktivisten rechnen damit, dass Gulyas erst am Montag wieder freikommen wird. Sie empfinden es als eigenartig, dass die Fahndung an einem Freitagabend eingeleitet wurde. Dem Anwalt zufolge liegt der versäumte Gerichtstermin mehrere Monate zurück.

Gulyas, ein ehemaliger Schauspieler der freien Theaterszene, setzt seit Jahren auf spektakuläre Aktionen, mit denen er auf Missstände unter der rechtsnationalen Regierung von Viktor Orban aufmerksam machen will. Vor den Parlamentswahlen im Vorjahr bemühte er sich vergebens, eine Plattform zu schaffen, um ein geeintes Antreten der Opposition zu ermöglichen. (APA, 30.3.2019)