Wien – Sieben Jahre nach deren erstmaliger Durchführung werden am Donnerstag zum letzten Mal die Bildungsstandards in der gewohnten Form erhoben. Zum Abschluss werden alle Schüler der achten Schulstufe (also 4. Klasse AHS-Unterstufe oder Neue Mittelschule/NMS) im Fach Englisch getestet. Ab dem kommenden Jahr wird das System der Standarderhebungen geändert.

Insgesamt nehmen an den vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) organisierten Standard-Überprüfungen rund 80.000 Schüler teil. Ausgeschlossen sind außerordentliche Schüler, Jugendliche, die im Testfach nach dem Lehrplan der Sonderschule bzw. einer niedrigeren Schulstufe unterrichtet werden, Schüler mit bestimmten Körper- oder Sinnesbehinderungen und Schüler, die als erste lebende Fremdsprache nicht Englisch genommen haben.

Hören, Lesen, Schreiben

Abgeprüft werden die Kompetenzbereiche Hören (40 Minuten), Lesen (40 Minuten) und Schreiben (35 Minuten) mit jeweils zehnminütigen Pausen dazwischen. Hören und Lesen absolvieren dabei alle Schüler, Schreiben nur eine Stichprobe. Größtenteils wird der Ablauf von Lehrern der jeweiligen Schule administriert, vereinzelt führen als Qualitätssicherungsmaßnahme Lehrer anderer Schulen die Testung durch.

Die Ergebnisse werden Ende Jänner 2020 vorliegen. Sie haben keinen Einfluss auf die Noten. Nur der Schüler selbst erfährt, wie er persönlich abgeschnitten hat. Der Lehrer bekommt das (anonymisierte) Gesamtergebnis seiner Klasse, die Schulleitung das ihrer Schule bzw. der einzelnen Klassen, die Bildungsdirektionen die Landesergebnisse sowie das Bildungsministerium einen Bundesbericht.

Schlechte Schreiber

Bei der bisher einzigen Standard-Überprüfung in Englisch im Jahr 2013 schnitten die Schüler je nach Kompetenzbereich unterschiedlich ab. Beim Hören landeten nur drei Prozent auf der niedrigsten Stufe, die sich am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS) orientiert. Beim Lesen waren es immerhin 14 Prozent, beim Schreiben 37 Prozent.

Seit 2009 gelten in Österreich zusätzlich zum Lehrplan auch Bildungsstandards, mit denen festgelegt wird, was ein Schüler in der vierten (Deutsch, Mathematik) bzw. der achten Schulstufe (Deutsch, Mathe, Englisch) können soll. Seit 2012 wird jedes Jahr im Frühjahr – jeweils abwechselnd in anderen Fächern bzw. Schulstufen – überprüft, inwieweit diese Standards erreicht wurden.

Neue Messung

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ändert dieses System nun: Statt der Standardüberprüfung in der vierten und achten Schulstufe werden die bereits jetzt auf freiwilliger Basis möglichen sogenannten "Informellen Kompetenzmessungen" (IKM) in der dritten und siebenten Schulstufe verpflichtend durchgeführt ("individuelle Kompetenz- und Potenzialmessung"/iKPM) und im jeweils darauffolgenden Jahr zur Kontrolle noch einmal abgetestet.

Der Fokus ist dabei ein anderer: Anders als bei den Bildungsstandard-Erhebungen bekommt auch der jeweilige Lehrer die Ergebnisse, kann sie in seine Note einfließen lassen und muss sie auch mit den Eltern besprechen. Umgekehrt werden aus diesen flächendeckenden Erhebungen aber keine Bundesland- oder Österreich-Ergebnisse mehr erstellt. Solche werden nur mehr aus stichprobenbasierten Daten gewonnen.

Das neue System wird in den kommenden beiden Jahren pilotiert und ab dem Schuljahr 2021/22 flächendeckend umgesetzt. (APA, 1.4.2019)