Es gibt Trends, die kommen zuverlässig wieder, egal in wen sie ihre Trägerin verwandeln. Die dünnen Augenbrauen, im englischen "skinny brows" genannt, sind ein gutes Beispiel: In den 1920er-Jahren trat keine große Filmdiva ohne zwei dramatische Brauenbögen vor die Kamera. Marlene Dietrich rasierte ihre Augenbrauen ab und zog an deren Stelle eine dünne, gebogene Linie, Greta Garbo zupfte sie sich so schmal, dass nur noch eine haarige Strichzeichnung übrigblieb. In den Jahren danach gerieten die fein gezupften Kunstwerke lange in Vergessenheit.

Bis sich die in Form gebrachte Braue in den 1990er-Jahren zurückwagte. Frauen wie Pamela Anderson konturierten nicht nur ihre Lippen, sondern ließen sich auch die Brauen aufmalen – und in so manchem Fall sogar tätowieren. Drew Barrymore und kaum eine andere junge Schauspielerin, die modisch etwas auf sich hielt, konnte dem eleganten Schwung damals widerstehen.

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Schulterblick mit Augenbrauen: Drew Barrymore im Jahr 1997 in New York.
Foto: Getty Images/ Victor Malafronte

Die Kehrtwende folgte auf dem Fuß. Je glatter und haarloser die Körper, desto größer die Begeisterung für buschige Bögen im Gesicht. Models wie Cara Delevingne wurden für ihre natürlichen, markanten Brauen geliebt. Wer mit den Kahlschlägen der 1990er-Jahre über den Augen zu kämpfen hatte, verdichtete sich die Brauen mithilfe von "eyebrow wigs".

Nun wird sanft zurückgerudert. Das verwundert wenig: In der Mode wurde bereits jede Torheit aus den 1990er-Jahren recycelt, nun sind eben die Augenbrauen dran. Im letzten September zierte Rihanna bereits das Cover der britischen "Vogue" mit zwei schwungvollen, schwarz aufgezeichneten "skinny brows".

In den Kampagnenbildern des italienischen Unternehmens Gucci konnte man ebenfalls aufgemalte Brauenbögen entdecken.

Schmale Brauenbögen auch in der SS-2019-Kampagne von Gucci.
Foto: Gucci/ Glen Luchford

Auch Pamela Anderson, die Königin der Brauenzeichnung, ist nach Jahren der Sinnsuche wieder im Olymp der Mode angekommen. Sie wurde von Chanel anlässlich der Präsentation der Frühjahrskollektion als Model ins Pariser Grand Palais eingeladen.

Leider verbarg sie ihre Augen hinter einer großen schwarzen Sonnenbrille. Nur seitlich blitzten ihre Brauen hervor. Sie sahen so elegant und artifiziell aus wie eh und je. Wenn das nicht als Zeichen verstanden werden darf ... (Anne Feldkamp, 4.4.2019)