In der Seestadt Aspern wird gebaut wie wild. Pläne für ein Spitzensportzentrum existieren seit 2014. Eine Umsetzungsplanung liegt aber noch nicht vor.

Foto: Martin Putschögl

Wien – Vor mittlerweile fünf Jahren wurden die beeindruckenden Pläne präsentiert: In der Wiener Seestadt Aspern soll ein visionäres Spitzensportzentrum entstehen, wie die privaten Projektbetreiber der "Aspern Sports Area" (ASA) damals ankündigten. Das Vorhaben umfasste auf rund 160.000 Quadratmetern Hallen und Freiflächen für zahlreiche Sportarten wie Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Kampfsport oder Turnen. Auch universitäre Gebäude, sportmedizinische Einrichtungen sowie Flächen für den Breitensport waren geplant, dazu eine Multifunktionshalle und ein Hochhaus für Sportorganisationen und Vereine. Der damalige Sprecher des privaten Projekts, Rechtsanwalt Nikolaus Vavrovsky, sprach von einem Investitionsvolumen von rund 200 Millionen Euro.

Homepage offline

Das 2014 präsentierte private Projekt dürfte mittlerweile Geschichte sein: Die jahrelang abrufbare Homepage (aspern-sports-area.at) mit Visualisierungen und Grobplänen ist seit kurzem offline, auch sonst wurde es sehr ruhig um das Vorhaben. Nach Informationen des STANDARD sind nahe der U2-Endstation des neuen Wiener Stadtteils im 22. Bezirk aber weiterhin beträchtliche Flächen für eine "ASA – Projektentwicklung – GmbH" reserviert.

Hinter der Gesellschaft stehen der Baukonzern Porr sowie Projektentwickler Strauss & Partner Development, die Österreich-Tochter von UBM Development AG. Im März 2016 wurde ein Optionsvertrag mit der zuständigen Wien 3420 Aspern Development AG über eine Flächenreservierung von rund 100.000 Quadratmetern abgeschlossen.

Laut Projektbetreiber steht aber immer noch nicht fest, was genau geplant ist. "Wir können heute keine inhaltlichen Details bekanntgeben, da wir noch kein konkretes Ergebnis am Tisch haben", schrieb eine Projektsprecherin von UBM Development auf Anfrage. Die Website der Aspern Sports Area wurde vorerst stillgelegt, weil der Onlineauftritt "nicht mehr zeitgemäß" gewesen sei. Das Projekt sei sehr komplex und benötige vor allem in der Konzeptionsphase viel Zeit.

Geduldsfaden genug strapaziert

Bei der Entwicklungsgesellschaft für die Seestadt Aspern heißt es, dass die Option für die Flächenreservierung erneut bis Ende Juni 2019 verlängert wurde. Der Geduldsfaden dürfte aber genug strapaziert worden sein: "Sollte in den nächsten Monaten kein Konkretisierungsschritt der Entwickler erfolgen, gehen wir davon aus, dass die ASA in ihrer ursprünglichen Konzeption nicht realisiert wird", sagte eine Sprecherin. Für das Baufeld seien unterschiedliche Nutzungen plausibel. Es habe zuletzt "mehrere sehr interessante Anfragen, auch aus dem Sportbereich", gegeben.

Letzte Chance auf Realisierung

Für die ASA dürfte das die letzte Chance auf eine Realisierung sein – auch wenn derzeit nicht einmal öffentlich bekannt ist, wie das Projekt in Grundzügen aussehen soll oder welche Partner eingebunden sind. "Wir werden nun in wenigen Monaten einen Status haben, auf dessen Basis wir entweder eine Absage oder die Umsetzungsplanung auf dem Tisch haben", heißt es von der Entwicklungsgesellschaft der Seestadt Aspern. Liegt eine Umsetzungsplanung vor, werde danach eingeschätzt, "ob das ASA-Projekt aus unserer Sicht in der Seestadt realisierbar ist".

Auch die öffentliche Hand weiß noch nicht viel über das geplante Bauvorhaben. Beim Bund kennt man das Spitzensportprojekt zwar, heißt es aus dem Büro von Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ). "Es liegt jedoch keine Unterlage, wie das alles finanziert werden soll, vor." Mit der Stadt Wien habe es noch keine Abstimmung gegeben – "und das Projekt würde ja auch die Verlegung der Sportuniversität vorsehen. Das bedeutet, es wäre auch das Bildungs- und Wissenschaftsressort einzubeziehen", sagte eine Sprecherin von Strache. Hier habe es aber "noch keinen Austausch" gegeben. (David Krutzler, 4.4.2019)