Wien – Wie Medien im digitalen Zeitalter die User gewinnen und bei der Stange halten können, dieser für viele Verlagshäuser existenziellen Frage geht der Weltzeitungsverband WAN-IFRA bei der internationalen Konferenz "Digital Media Europe" in Wien nach, unterstützt von VÖZ, APA und Styria Digital One (sdo).

"Business as usual gibt es nicht mehr", sagte "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger in seiner Funktion als stellvertretender Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Der Bedarf nach "multimedialer Information" werde die Medienbranche auch in den kommenden Jahren vor Herausforderungen stellen.

"Offenheit, Neugier und Mut" brauche es, um dafür neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Und diese seien nicht denkbar ohne "Technologie, Produkte und die Menschen". Es gelte heute stärker denn je, die User und ihre Bedürfnisse ins Zentrum zu stellen, meinte Kralinger. Für Journalisten bedeute dies auch, dass neue Kompetenzen gefragt seien: "Journalismus ist komplexer geworden."

Ein Schwerpunkt der Konferenz ist die Frage, wie digitale Abonnenten gewonnen werden können, denn nach wie vor gilt: Loyale Kunden sind die besten Kunden. Wie traditionelle Printhäuser Strategien für mobiles Publizieren entwickeln können, ist ein weiteres wichtiges Thema. Zwei Blöcke widmen sich Marketing sowie Werbung, und schließlich erörtern die Teilnehmer auch aktuelle Erlöspotenziale von Video-Content.

European Digital Media Awards

Montagabend vergab der Verband seine European Digital Media Awards an innovative digitale Projekte. Ausgezeichnet wurden zehn Projekte, die damit auch für die World Digital Media Awards nominiert sind. Diese Preise werden Anfang Juni in Glasgow im Rahmen des World News Media Congress vergeben.

Die Gewinner

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" gewann in der Kategorie Best News Website of Mobile Service mit der personalisierten App "FAZ Discover", im Bereich Best in Lifestyle, Sports, Entertainment Website or Mobile Services gewinnt Anmedia (Norwegen) mit The Norway Sports Live Streaming service. Das Projekt hilft, sich mit lokalen Sportfans in Verbindung zu setzen und so neue Nutzer zu generieren. Bei Best in Social Media Engagement gewann VG Norwegen mit dem World Cup Twin-Spiel. User können damit herausfinden, welchem der 736 WM-Fußballspieler sie am ähnlichsten sehen.

Der britische "Guardian" war in der Kategorie Best Data Visualization erfolgreich, die Aufbereitung von How Amazon became the world’s most valuable retailer überzeugte die Jury. 24sata native studio (Kroatien) ist laut WAN-IFRA bestes digitales News Start-up. Die beste Marketingkampagne kommt von VG Norwegen. Mit dem satirischen Video "Berxit" spielt das Unternehmen durch, welche Auswirkungen es hätte, wenn die Stadt Bergen aus Norwegen austreten würde:

VGTV

Der britische "Guardian" gewinnt bei Best-Paid-Content-Strategie mit seinem Mitglieder-Modell. Bei Best Use of Online Video war Euronews erfolgreich, mit dem 360-Grad-Video Explore Lyon können User die französische Stadt entdecken.

"Fake or For Real" nennt der "Guardian" ein wöchentliches Instagram-Projekt und macht damit auf Fake-News-Praktiken aufmerksam. Für die Juroren die beste Arbeit im Bereich Best Digital Project to Engage Younger and/or Millennial Audiences.

Ein Polizist, ein Priester und ein Barkeeper waren in acht Tagen in acht norwegischen Städten unterwegs, um das Beste jeder Stadt zu finden, begleitet wurden die Reise auf Facebook. "Mission Vision" nennt Namdalsavisa (Norwegen) das Projekt, das in der Kategorie Best Native Advertising / Branded Content Campaign ausgezeichnet wurde.

(red, APA, 2.4.2019)