23 Donnerstagsdemos gingen seit vergangenem Oktober über die Bühne.

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Wien – Die Organisatoren der Donnerstagsdemonstrationen, die sich seit Oktober einmal die Woche gegen die Bundesregierung richten, haben am Dienstag Bilanz gezogen. Protest gegen die Regierung sei notwendig, aber die Donnerstage seien auch dazu da, "gesellschaftlichen Alternativen eine Öffentlichkeit zu geben", stellte Mitorganisatorin Michaela Moser das Motto der Demos bei einer Pressekonferenz vor.

Am 4. Oktober 2018 war der Startschuss der Donnerstagsdemos gegen die türkis-blaue Regierung. Die Organisatoren knüpften damit an eine Tradition aus dem Jahr 2000 an. Auch damals gingen jeden Donnerstag Kritiker der schwarz-blauen Bundesregierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf die Straße. Mit einer wöchentlichen Rücktrittsaufforderung an die Bundesregierung.

Das Konzept der heutigen Donnerstagsdemos unterscheidet sich davon. Die Organisatoren wollen nicht nur die Regierung kritisieren, sondern auch verschiedenen gesellschaftlichen Initiativen eine Bühne geben. "Wir engagieren uns Seite an Seite mit 'Fridays for Future' (der Schülerbewegung gegen die Klimakrise, Anm.), feministischen und antirassistischen Initiativen und allen, die für einen gesellschaftlichen Wandel eintreten", sagte Moser. Mitorganisatorin Laura Lorîn Şahan stimmte mit ein: "Es geht uns nicht nur darum, die rassistische Politik zu kritisieren, sondern wir wollen den jetzigen Verhältnissen unseren Gesellschaftsentwurf entgegensetzen."

Keine "Frustdemos"

Österreich hat laut Moser keine ausgeprägte Protestkultur. "Aber es gibt eine starke Kultur, Alternativen zu leben." Die sei oft versteckt und bekomme nicht so viel Aufmerksamkeit. Moser legte bei der Pressekonferenz zudem großen Wert darauf, die positive Stimmung bei den Donnerstagsdemos zu betonen. Diese seien keine "Frustdemos. Das macht die Kraft und Energie unseres Zusammenlebens aus."

23 Donnerstagsdemos gingen seit vergangenem Oktober über die Bühne. Laut Angaben der Organisatoren nahmen daran insgesamt über 120.000 Menschen teil. Außerdem seien über 70 Musikerinnen und Musiker aufgetreten. Im Oktober nur in Wien gestartet, finden die Demonstrationen heute auch in acht weiteren Städten statt. Jede Woche gibt es ein Schwerpunktthema, etwa Bildung, Wohnen oder Pflege. Als Sprecher und Sprecherinnen sollen bei den Demos immer Menschen auftreten, die sich selbst von der Politik der Bundesregierung betroffen seien, erklärte Mitorganisator Can Gülcü: "Die Utopien kommen nicht von uns, sondern von den Menschen, die gesprochen haben und sprechen werden."

Die nächste Donnerstagsdemo findet am 4. April statt. Das Schwerpunktthema wird "Utopien in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen" sein. Am 11. April geht es um Bildung und Wissenschaft. (APA, 2.4.2019)