"Build public housing!" Im vergangenen Dezember kam es in Dublin zu Protesten von Mietern.

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In Dublin läuft gerade eine Ausstellung namens "Das Wiener Modell". Sie wurde schon vor einigen Jahren vom Wiener Wohnbauforscher Wolfgang Förster konzipiert, sein Unternehmen Push Consulting trägt sie seit sechs Jahren in die Welt hinaus. Und überall sorgt sie für Anerkennung, bisweilen auch Staunen darüber, wie effizient der Wiener Wohnbau aufgestellt ist und wie gut er die Wohnversorgung der Bevölkerung bewerkstelligt.

"Sehr beeindruckt"

So auch nun in Dublin. Bei der Eröffnung der Ausstellung am Montag zeigte sich der Vizechef des Stadtrats, Brendan Kenny, "sehr beeindruckt" vom Wiener Wohnbau; und er kündigte gleich auch an, daran arbeiten zu wollen, zumindest einige zentrale Punkte davon umsetzen zu wollen.

Allerdings habe die Stadt nur wenig Geld und vor allem auch wenige Grundstücke. Das würde das Ganze sehr schwer machen, schränkten die Verantwortlichen laut "Independent" gleichzeitig ein.

Viele Obdachlose

Dabei ist der Leidensdruck in Dublin recht hoch, räumte auch Kenny ein. Im Februar gab es erstmals mehr als 10.000 Obdachlose in der Region, schreibt die "Irish Times". Jeder zehnte Haushalt zahlt mehr als 60 Prozent des Einkommens für die Miete.

Dass es nicht einfach ist, das Wiener – beziehungsweise österreichische – Modell des geförderten Wohnbaus mit dem Wohnbaufördersystem und der Gemeinnützigkeit als Eckpfeilern zu kopieren, ahnt auch David Silke, Wohnbauforscher bei der irischen Wohnungsbehörde. Laut der Zeitung sieht er drei fundamentale Unterschiede zwischen Wien und Dublin: erstens das langfristig organisierte Wiener Wohnbauprogramm "mit einer sehr starken Präsenz der öffentlichen Hand". Zweitens den generell hohen Anteil an Mietwohnungen im Gesamtbestand, von denen die Mehrheit der Stadt oder den gemeinnützigen Bauträgern gehört. Und der dritte große Unterschied liegt für ihn in der Finanzierung – mit der sogenannten Kostenmiete im geförderten Wohnbau.

Einen Monat lang ist die Ausstellung in Dublin noch zu sehen. "Wir denken, das Wiener Modell ist ein wirklich gutes Modell, um langfristig leistbare Mietwohnungen für Menschen mit unteren bis mittleren Einkommen zu schaffen", meint Wohnbauforscher Silke. Wie nachhaltig der Eindruck war, wird sich zeigen. (Martin Putschögl, 2.4.2019)