ÖFB-Cup: GAK – Salzburg, LASK – Rapid ab 18 Uhr

Graz – Fußball ist eine Gratwanderung. Oft auch ein Eiertanz. Auf der einen Seite ist da die Tradition, das Vergangene, die Nostalgie. Die Erinnerung an diesen einen besonderen Abend im Europacup, das entscheidende Spiel im Kampf um die Meisterschaft oder gegen den Abstieg. Das schafft Bindung, verkauft Abos und Merchandise. Auf der anderen Seite geht es im Fußball aber schließlich auch um Erfolge und die Zukunft. Ambitionen müssen her. Fußball ist ein Sport, ein Wettkampf. Gewinnen ist super, das ständige Suhlen im Sumpf der Vergangenheit wird irgendwann langweilig.

Beim GAK in Graz hat man den Eiertanz zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschafft. Die harte Zäsur nach den finanziellen Desastern und der Neugründung nebst Start in der untersten Spielklasse war mehr Segen als Fluch. Das Image des Pleitevereins haftete noch länger an den "Roten", die Verantwortlichen mussten sich anfangs immer wieder mit der Vergangenheit auseinandersetzen.

Aufwärts.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Der Absprung

Gut, die sportliche Relevanz ist im steirischen Unterhaus auch überschaubar. Der Absprung war ein mühsamer, aber er wurde geschafft, die negative Vergangenheit haben die Roten wie eine Schlangenhaut abgestreift. Der GAK ist in der Gegenwart angekommen. Im Jetzt sind die Grazer auf einem guten Weg, den sechsten Meistertitel in Folge zu feiern, die Regionalliga Mitte wird mit neun Punkten Vorsprung angeführt.

Auch das torlose Remis gegen Schlusslicht Lendorf trübte die Stimmung zuletzt nur kurz. Denn im Jetzt trifft der GAK in Graz im Halbfinale des ÖFB-Cups auf Red Bull Salzburg. Gespielt wird am Mittwoch (18 Uhr, ORF 1, Liveticker derStandard.at )in der Merkur-Arena, am Dienstag waren gut 12.000 Tickets verkauft.

Goliath demütig, David motiviert

Die Vorzeichen sind klar, das Vorspiel auch. Duelle zwischen David und Goliath haben ihre Gesetze und ihre Floskeln. In Salzburg, beim Goliath des österreichischen Fußballs, übt man sich in Understatements und Demut: "Wir werden den GAK sicher nicht unterschätzen, sie sind keine gewöhnliche Regionalligamannschaft", sagte Trainer Marco Rose. "Sie werden uns sicher unterschätzen, aber sagen, dass sie uns nicht unterschätzen", sagte GAK-Chefcoach Enrico Kulovits. Er wurde im Winter dem bisherigen Trainer David Preiß zur Seite gestellt, weil der Steirer keine Uefa-Pro-Lizenz besitzt. Eine Auflage für den Lizenzantrag für die Zweite Liga.

Der GAK hat im Cup einen Lauf, klar, sonst wäre man nicht im Halbfinale. Mit Kapfenberg und Vorwärts Steyr kickte man zwei Zweitliga-Vereine aus dem Bewerb. Im Viertelfinale kam die Wiener Austria nach Graz und musste nach einer eher peinlichen 1:2-Niederlage vor 12.500 Zusehern ihre Ambitionen auf den 28. Cuptitel begraben. Immerhin konnten die Wiener als erstes Team im laufenden Bewerb dem GAK ein Tor schießen.

Good times für den GAK.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Dennoch ist man in Graz auch ein bisschen uneinig. Obmann Harald Ranegger spricht vor dem Spiel von der "Kür" und einer "Ehre, gegen Red Bull Salzburg spielen zu dürfen". Die Einnahmen würden in den Stadionausbau im Grazer Norden fließen und als Fangnetz für die nächste Saison dienen: "Budgetiert ist das nicht." Kapitän Marco Perchtold bremst quasi ab und gibt Gas: "Wir sehen das nicht nur als Bonusspiel. Auch wir wollen aufsteigen. Warum sollten wir reingehen und vorher sagen: ,Ihr könnt ruhig ins Finale'?" Nicht dabei ist der beste Bewerbschütze: Dieter Elsneg erzielte vier Tore, muss aber verletzt passen. Übrigens der einzige Ausfall beim GAK.

Urlaubstag

Bei den Gästen stellt man sich "auf einen Cupfight ein, den man annehmen muss" (Rose). Denn man will laut Zlatko Junuzovic "ins Finale". Der 31-jährige Junuzovic begann das Kicken einst beim GAK, absolvierte 79 Spiele für die Roten. Salzburg Weg ins Halbfinale war nicht sonderlich steinig, im Viertelfinale hatte man mit Wiener Neustadt eine Halbzeit ein bisschen Mühe. Am Ende gewann der Favorit 2:1. Gegen Austria Lustenau im Achtelfinale begnügte man sich mit einem knappen 1:0-Erfolg.

Will und muss den Cupfight annehmen: Salzburg-Trainer Marco Rose.

Auch Co-Trainer Rene Aufhauser hat eine Vergangenheit bei den Grazern, er wurde unter Walter Schachner 2004 Meister. Man nennt das "besondere Spiele". Beim GAK ist es für alle ein besonderes Spiel. Nur zwei Kicker sind hauptberuflich Fußballer, Kapitän Perchtold hat aber am Mittwoch einen Urlaubstag beantragt und freibekommen.

Im Finale geht's gegen LASK oder Rapid (20.30, ORF 1). Für die Linzer wäre es das erste Endspiel seit 1999, Rapid hatte 2017 gegen Salzburg das Nachsehen. (Andreas Hagenauer, 2.4.2019)

ÖFB-Cup, Halbfinale, Mittwoch

GAK 1902 – Red Bull Salzburg
Merkur-Arena, 18 Uhr, live ORF 1, SR Grobelnik

Mögliche Aufstellungen:

GAK: Haider – Kozissnik, Graf, Pfeifer, Zündel – Hackinger, Prattes, Perchtold, Kiric – Rother, Wendler

Ersatz: Hösele – Pichorner, Derrant, Schellnegger, Geissler, Bauer, Säumel

Es fehlt: Elsneg (rekonvaleszent nach Kreuzband- und Meniskus-Verletzung)

Salzburg: Stankovic – Lainer, Ramalho, Vallci, Ulmer – X. Schlager, Samassekou, Junuzovic – Gulbrandsen, Dabbur, Wolf

Ersatz: Walke – Onguene, Mwepu, Szoboszlai, Minamino, Prevljak, Daka

Es fehlen: Pongracic (Oberschenkel), Van der Werff (Knie)

Der Weg ins Halbfinale:

1. Runde:
GAK – Mannsdorf-Großenzersdorf 6:0
ASKÖ Oedt – Salzburg 0:6

2. Runde:
GAK – SK Vorwärts Steyr 4:2 i.E., 0:0 n.V.
SC Schwaz – Salzburg 0:6

Achtelfinale:
GAK – Kapfenberger SV 3:0
SC Austria Lustenau – Salzburg 0:1

Viertelfinale:
GAK – Austria Wien 2:1
SC Wiener Neustadt – Salzburg 1:2