Wien – So schnell kann es gehen. Die Sportunion kann sich ihre erst kürzlich erhobene Forderung nach der steuerlichen Absetzbarkeit von Mitgliedsbeiträgen in Sportvereinen auch schon wieder aufzeichnen.

Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatte am Dienstag geladen, um Fortschritte in der "Sport Strategie Austria" zu präsentieren – und dem Sportunion-Ansinnen eine klare Absage erteilt. Sein Kabinettschef Philipp Trattner erklärte, die Absetzbarkeit von Mitgliedsbeiträgen war "nie vorgesehen", die ÖVP-nahe Sportunion habe sich weder mit dem Sportministerium noch mit ÖVP-Sportsprecherin Tanja Graf abgesprochen.

Insgesamt soll der heimische Sportmotor bald weniger stottern. Strache hat auch zu diesem Behufe einige Personalentscheidungen getroffen. Den von Armin Assinger zurückgelegten Aufsichtsratsvorsitz der Bundes-Sport GmbH übernimmt der langjährige Rapid-Manager Werner Kuhn (65). Er bleibt Rapid zwar erhalten, sein "Baby" aber, wie er das Allianz-Stadion nennt, steht inzwischen sicher. Gut möglich, dass sich Kuhn bald dem nächsten Baby zuwendet, einem neuen Nationalstadion. Strache will eine Investorengruppe finden, die so viel beisteuert, "dass Bund und Stadt nicht Nein sagen können".

Eine andere Personalie betrifft das IMSB, das Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung in der Südstadt, das nicht mehr von Gründer Hans Holdhaus und seinem gleichnamigen Sohn, sondern von einem Dreiervorstand geführt wird. Vorstandsvorsitzende ist die Juristin Christina Toth, ihr sitzen Wolfgang Gotschke und Walter Hable zur Seite. Holdhaus senior und junior haben gegen ihre fristlosen Entlassungen geklagt.

Der angestellte Schwager

Toth erklärte, dass im IMSB "Fördergelder zweckentfremdet wurden", das Ministerium fordert 1,4 Millionen Euro aus 2011 bis 2017 zurück. Der Name IMSB soll durch "Leistungssport Austria" ersetzt werden. Seit kurzem ist Straches Schwager, ein Langstreckenschwimmer und Schwimminstruktor, übrigens als Betreuer im IMSB angestellt. "Er hat hoffentlich kein Berufsverbot, nur weil ich Sportminister bin."

Was die Sportförderung insgesamt angeht, soll der seit 2010 auf 80 Millionen Euro aus Lotterie-Einnahmen sitzende Deckel gehoben werden, das Onlinewettgeschäft soll weitere 20 bis 25 Millionen jährlich liefern. "Der Sport braucht mehr Geld", stellte Strache fest. Er ist auf Goodwill von Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) angewiesen, auch bei seinen Plänen, Spenden an Sportvereine steuerlich absetzbar zu machen und die Mehrwertsteuer für Sportvereine zu senken.

Seine Vorgänger, sagt der Sportminister, hätten eine langfristige Förderstrategie ebenso vermissen lassen wie einen ausgereiften Sport- und Trainingsstättenplan. "Doch das braucht Zeit." (Fritz Neumann, 2.4.2019)