Unter dem Schutz des Blätterdachs lebt es sich angenehmer.
Foto: APA/AFP/KAREN BLEIER

Zürich – Dass Wälder bei Hitzewellen als "Temperaturpuffer" wirken, ist bekannt. Ein internationales Forschungsteam um Florian Zellweger von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat den Effekt nun aber genauer unter die Lupe genommen und zu quantifizieren versucht.

Die Messungen ergaben beachtliche Werte: Die Höchsttemperaturen im Sommer liegen im Wald im Durchschnitt um vier Grad tiefer als in Gebieten ohne Baumbestand. Und auch umgekehrt ist der Effekt nicht zu vernachlässigen: Wenn es in Winternächten am kältesten ist, liegen die Temperaturen im Wald im Schnitt ein Grad höher, berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution"

Das Messnetzwerk

Die Wissenschafter haben Temperaturmessungen von 98 Standorten auf fünf Kontinenten und in verschiedenen Klimazonen zusammengetragen, um die Temperaturen innerhalb von Wäldern mit denen außerhalb zu vergleichen. Darunter waren auch Daten der von der WSL durchgeführten Langfristigen Waldökologieforschung, die seit 1990 auf 19 Forschungsflächen in der Schweiz Daten über Umwelteinflüsse in Wäldern sammelt.

"Bäume bilden mit ihren Blättern und Ästen eine wärmedämmende Schicht über dem Wald", so Zellweger. Das Blätterdach mildert demnach sommerliche Hitzewellen deutlich ab. "Pflanzen und Tiere im Wald sind dem aktuellen Erwärmungstrend daher weniger stark ausgesetzt als Arten, die nicht im Wald leben."

Unterschiede könnten mit dem Klimawandel wachsen

Die Studie zeigte auch erstmals, dass die Erwärmung innerhalb von Wäldern wahrscheinlich nicht gleich stark ausfällt wie außerhalb, weil die Pufferkapazität der globalen Wälder zunimmt. Der Temperaturunterschied zwischen Wald und Umland könnte somit wachsen.

Bedeutend sei dies für Vorhersagen, wie sich der Klimawandel auf die Artenvielfalt auswirkt, denn Wälder beherbergen zwei Drittel der gesamten Biodiversität, so Zellweger. Andererseits zeige die beschriebene Pufferwirkung, wie wichtig es sei, bestehende Wälder zu erhalten und die Wiederaufforstung voranzutreiben. (APA, red, 3. 4. 2019)