Geht es nach den Neos, sollen Schulleitungen künftig Lehrer "bei triftigen Gründen" entlassen können.

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Wien – Nach den Mobbingvorwürfen an einer Wiener AHS, in deren Folge eine Lehrerin suspendiert wurde, wollen die Neos Änderungen im Lehrerdienstrecht: Konkret sollen Direktoren künftig "bei triftigen Gründen" selbstständig Lehrer entlassen können, forderte Rathaus-Parteichef Christoph Wiederkehr am Donnerstag. Denn derzeit seien "schwarze Schafe" so gut wie unkündbar.

Geregelt werden soll diese Kompetenzerweiterung über einen bundesweiten Rahmenkollektivvertrag, erklärte Wiederkehr. Dieser würde dann sowohl Landes- als auch Bundeslehrer umfassen. Derzeit seien vor allem pragmatisierte Pädagogen nahezu unkündbar, sagte Wiederkehr. Aber auch bei Vertragslehrern gebe es kaum Konsequenzen. Der pinke Obmann verwies dabei auf die jüngste Aussage von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) im Gemeinderat, wonach in den vergangenen fünf Jahren keine einzige Lehrkraft in Wien wegen Mobbings entlassen worden sei.

Gelebte Schulautonomie

Im Sinne einer geforderten Schulautonomie müssten Direktoren selbst Konsequenzen ziehen dürfen. "Bei Ärzten schaut man ja auch nicht jahrelang zu, wie sie ihre Patienten bei Operationen verunstalten", erklärte Wiederkehr. Derzeit laufen dienstrechtliche Verfahren über die jeweiligen Bildungsdirektionen.

Der Appell der Neos richtet sich freilich an den Bund. Wien selbst könnte aber zumindest für den Pflichtschulbereich, der in Landeskompetenz ist, einmal eine Modellregion werden, wollte Wiederkehr auch die Stadtregierung in die Pflicht nehmen.

Abgesehen davon wünscht sich die Oppositionspartei eine "zentrale Mobbing-Anlaufstelle", die unabhängig, weisungsfrei und zur Verschwiegenheit verpflichtet ist. Dort sollen psychologische Beratungen stattfinden und im Bedarfsfall Lösungen erarbeitet werden. Heftige Fälle sollen vor einer "Mobbing-Kommission" landen, erläuterte Bildungssprecherin Bettina Emmerling. Laut Neos ist in Österreich mehr als jeder fünfte Schüler von Mobbing betroffen, verweist man auf eine OECD-Studie. Darin sind freilich auch jene zahlreichen Fälle enthalten, bei denen Schüler andere Schüler mobben. (APA, 4.4.2018)