Klasnic im Vorjahr bei der Präsentation der Ergebnisse der Expertenkommission Gewalt im Skisport.

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Wien – Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic gibt in einem Interview mit dem Monatsmagazin "Datum" zu, ihre eigenen Kinder körperlich gemaßregelt zu haben. "Natürlich hat er eine gekriegt, beide haben hin und wieder eine gekriegt", sagt die 73-Jährige. Sie ist Leiterin der im Jahr 2010 eingerichteten Anlaufstelle für Opfer von kirchlichem Missbrauch und Leiterin der Ombudsstelle für Betroffene sexueller Gewalt im Skisport.

"Na ja, es war ja nicht Gewalt. Es war eine flotte Detschn", sagt Klasnic in dem Interview weiter. Ihre Söhne würden heute darüber lachen: "Und so viel haben sie auch nicht gekriegt."

Rücktrittsaufforderungen, Teil 1

"Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass Klasnic für ihr Amt moralisch nicht infrage kommt, so ist er jetzt erbracht", sagt Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt.

"Wie will jemand, der frohgemut gesteht, seine Kinder geohrfeigt zu haben, und sich auch heute davon nicht distanzieren mag, einen so sensiblen Bereich wie die Leitung einer Kommission gegen Gewalt an Kindern verantworten?", fragt Rothwangl. Ebenso wenig solle Klasnic "die Fälle von Gewalt an Kindern und Jugendlichen im österreichischen Skiverband betreuen".

Rücktrittsaufforderungen, Teil 2

Auch Nicola Werdenigg, die 2017 mit ihrem "Sportmonolog" im STANDARD die Missbrauchsfälle in Österreichs Skisport an die Öffentlichkeit gebracht hatte, äußerte sich zu dem Thema. Mit der offiziellen Aufarbeitung betraute der ÖSV Klasnic im Vorjahr.

"Mir ist das als Mutter von drei Kindern passiert, als ich total überfordert war. Es fühlt sich in der Sekunde fürchterlich an", offenbarte Werdenigg. Man müsse sich sofort entschuldigen, das Kind in den Arm nehmen und ihm mit Liebe zeigen, dass man etwas grundlegend Falsches getan hat. "So können alle Beteiligten verstehen, dass etwas passiert ist, das nicht sein darf. Wenn Klasnic als Leiterin einer Opferschutzkommission Jahrzehnte danach von Ohrfeigen als probatem Erziehungsmittel spricht, drückt das für mich aus, dass sie die Macht der Gewalt an Kindern nicht verstanden hat", schrieb Werdenigg auf Facebook. (red, 4.4.2019)