Wien – Der christliche Sexualkundeverein Teenstar sieht sich "durch Falschmeldungen zum Bauernopfer geworden". Die Organisation war wegen problematischer interner Workshopunterlagen in die Kritik geraten. Zuletzt empfahl Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) den Schulen, nicht mehr mit Teenstar zusammenzuarbeiten. Dies beruhe aber auf medial verkürzten Darstellungen, glaubt Vereinsobfrau Helga Sebernik.

Ende vergangenen Jahres waren Schulungsmaterialien des Vereins öffentlich geworden, in denen unter anderem Homosexualität als heilbares Identitätsproblem und Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt wurden. Weiters wurden kein Sex vor der Ehe und natürliche Empfängnisverhütung propagiert.

"Unsere Wertehaltungen wurden medial verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen", betonte Sebernik bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Man habe dem Ministerium sämtliche im Unterricht verwendeten Unterlagen vorgelegt – diese seien nicht beanstandet worden. "Es gibt keine Rechtsgrundlage, interne Schulungsunterlagen zu prüfen", ergänzte der Psychiater und Psychotherapeut Christian Spaemann. "Zu prüfen sind allemal die im Unterricht verwendeten Unterlagen."

Förderung der Bischofskonferenz

Teenstar sei in fast 30 Staaten aktiv, so Sebernik. In Österreich erreichte man 2018 rund 1.600 Schüler an 50 Schulen in allen Bundesländern außer Burgenland und Kärnten. Der Hauptfokus liege dabei auf vierten Klassen der Volksschule, einige Kurse würden auch für 13- bis 14-Jährige angeboten. Der Verein sieht sich selbst als "den humanistischen Werten der jüdisch-christlich geprägten Kultur" verpflichtet. Man erhalte von der Bischofskonferenz eine Förderung von 25.000 Euro, allerdings keine weiteren Mittel von christlichen Organisationen, sagte Sebernik.

Auf Fragen nach einer "Heilbarkeit" von Homosexualität verwiesen Sebernik und Spaemann auf das Teenstar-Konzept, wonach das Hingezogensein zum eigenen Geschlecht bei Heranwachsenden einer "hohen Fluidität" unterworfen sei: "Nur ein Teil der homosexuell empfindenden Jugendlichen entwickelt später eine stabile homoerotische Ausrichtung." Man "pushe" Jugendliche nicht, Sexualitäten als etwas Fixes zu verstehen, so Spaemann – und man dränge sie auch nicht, diese auszuleben.

Generell werde Sex bei Teenstar ganzheitlich betrachtet, erklärte Ursula Waismayer, Koordinatorin für Wien und Umgebung. "Wir sind ein werteorientiertes Programm. Die Werte ergeben sich aus der Liebe zwischen Mann und Frau sowie dem Fruchtbarkeitsbewusstsein." Durch die Vermittlung des letzteren wüssten die Jugendlichen, dass bei jedem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft möglich sei. Man wisse durchaus, dass nicht alle Jugendlichen mit dem Sex bis zu Ehe warten. Aber: "Jedes Jahr, in dem kein Sex stattfindet, ist ein gewonnenes Jahr für die seelische Entwicklung."

Im Teenstar-Unterricht würden alle Verhütungsmethoden dargestellt, so Waismayer. Darunter sei auch die natürliche Familienplanung – allerdings nach modernen Erkenntnissen und nicht anhand veralteter Methoden. "Die konkrete Anwendung wird nicht gelehrt."

"In Sicherheit"

Anders als bei anderen Vereinen seien sämtliche Teenstar-Unterrichtsmaterialien den Eltern immer zugänglich, betonte Spaemann. Die Angriffe auf Teenstar sieht er als "großangelegtes Ablenkungsmanöver". Damit solle eine "bewährte Alternative zum sexualpädagogischen Mainstream beschädigt werden". Andere Vereine würden Zehnjährige dazu anhalten, Masturbationserfahrungen auszutauschen oder in Kindergärten Doktorspiele veranstalten. "Bei uns sind die Kinder davor in Sicherheit."

Die Debatte um die Sexualaufklärung habe aber auch ihr Gutes, betonte Sebernik. Faßmann plane nun eine Art Akkreditierung sexualpädagogischer Programme. Dafür werde man sich bewerben: "In einer pluralistischen Gesellschaft ist es wichtig, dass es verschiedene Player gibt." Den Verein selbst könne man nicht verbieten. "Wie es weitergeht, werden die Schulen und die Eltern entscheiden, die uns bisher gebucht haben." (APA, 4.4.2019)