Der blaue Planet war vermutlich eine Zeit lang eine weitgehend weiße Welt. Das Ende dieser Phase könnte ziemlich plötzlich gekommen sein.

Illustr.: Nasa

Eine mittlerweile durch zahlreiche Studien untermauerte Hypothese besagt, dass die Erde vor rund einer halben Milliarde Jahre zumindest zweimal annähernd vollständig von Eis bedeckt war. Das sogenannte Cryogenium begann vor rund 720 Millionen Jahren und endete nach bisherigen Erkenntnissen vor etwa 635 Millionen Jahren. Gletscher bedeckten damals möglicherweise den Globus bis zum Äquator und führen dazu, dass unser Planet vom All aus wohl wie ein Schneeball ausgesehen haben mag – das Ereignis wird deshalb auch im Englischen als "Snowball Earth" bezeichnet.

Wiewohl die beiden Phasen in dieser Ära jeweils verhältnismäßig lange angehalten haben dürften, lässt eine aktuelle Studie darauf schließen, dass das Ende der jüngeren Schneeball-Episode vor 635 Millionen Jahren ziemlich plötzlich daher gekommen ist – zumindest wenn man in geologischen Zeiträumen denkt. "Das Eis schmolz allem Anschein nach innerhalb von einer Million Jahre", meint Shuhai Xiao, Paläobiologe an der State University in Blacksburg (Virginia).

Kritischer Klimawandel

Im Verhältnis zur 4,5-Milliarden Jahre langen Geschichte der Erde ist dies nicht mehr als ein Wimpernschlag, was vermuten lässt, dass das Klima der Erde damals einen kritischen Punkt überschritten hat. Obwohl das Team um Xiao nicht mit Sicherheit sagen kann, was die Ursache für die plötzliche Erwärmung war, scheint der Ausstoß von Kohlendioxid durch vulkanische Aktivität eine Rolle beim Abtauen der Eismassen gespielt zu haben.

Um diese These zu erhärten, oder zu wiederlegen, haben die Forscher um Xiao vulkanisches Gestein im Süden der chinesischen Provinz Yunnan genauer untersucht. Die entsprechenden Schichten liegen unterhalb einer Kalkstein- und Dolomitlage, die gegen Ende der Schneeball-Ära entstanden ist, als die Erdatmosphäre einen hohen Anteil von Kohlendioxid enthielt.

Geringe Fehlerbreite

Die Uran-Blei-Datierung dieser Schicht zeigte in Kombination mit den Untersuchungen vergleichbarer Schichten eines anderen Teams in der chinesischen Guizhou-Provinz, dass der globale Eispanzer am Ende des Cryogeniums tatsächlich allenfalls eine Million Jahre benötigte, um zu schmelzen. Aufgrund der kombinierten Daten sei die anzunehmende Fehlervarianz für diese Annahmen äußerst gering, berichten die Forscher im Fachjournal "Geology".

Die Geologin Carol Dehler von der Utah State University in Logan sieht das freilich etwas differenzierter: Nachdem beide Ergebnisse auf Daten aus Südchina basieren, sei es fraglich, ob sie sich auf den gesamten Globus übertragen lassen. Für eine entsprechende Bestätigung wären Datierungen ähnlicher Gesteine aus anderen Teilen der Welt nötig. Diese seien allerdings äußerst selten zu finden.

Lehren aus der Vergangenheit

Dennoch könnte man aus diesen Ergebnissen für die aktuelle klimatische Situation eine Lehre ziehen, so Dehler. "Ich denke, was man aus der 'Schneeball'-Vergangenheit der Erde vor allem schließen kann ist, dass unser Planet die Fähigkeit besitzt, sein Klima sehr kurzfristig zu verändern." (tberg, 7.4.2019)