Werbeinhalte für Aufenthalte: Für Hotels kann sich das lohnen, wenn Influencer eine passende Zielgruppe haben.

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Urlaub mit kostenlosem Aufenthalt für den einen oder anderen Beitrag auf sozialen Medien: Für viele Menschen klingt das so gut, dass sie sich gerne als Influencer ausgeben und bei Hotels Zimmer anfragen. Erst vor wenigen Wochen brachte dieser Umstand einen Hotelbetreiber auf der philippinischen Insel Siargao dazu, verärgert Postings auf Facebook zu verfassen, in denen er "Möchtegern-Influencer" dazu auffordert, "arbeiten zu gehen", anstatt sich kostenlos Kost und Logis zu erschnorren.

Gängiges Phänomen

Damit verweist er auf ein Phänomen, das Hoteliers mittlerweile weltweit plagt. Auch in Österreich ist es längst angekommen. Mit seriösen Influencern würden Deals gut funktionieren, erzählt Martin Stanits von der österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) dem STANDARD. "Aber es gibt auch viele, die einfach versuchen, kostenlos ein Hotel zu bekommen." Das sei auch verständlich, schließlich bedeute es bei Erfolg einen kostenlosen Aufenthalt. So sei etwa das Hotel Sacher in Wien mit Anfragen aus aller Welt konfrontiert. Dabei sei die Zahl der unseriösen Anfragen zumeist höher als die der seriösen. "Sie schauen einfach einmal, ob es funktioniert." Oft handle es sich um E-Mails von gewöhnlichen Gmail-Adressen ohne Angabe von Details zu bisherigen Kooperationen und den Abonnenten.

Unseriöse oft leicht erkennbar

Nicht ernstzunehmende Anfragen seien meist leicht zu erkennen: Oft handle es sich um Leute, die keine Referenzen angeben und oft auch fordernd auftreten. Zudem seien solche Anfragen nicht genügend ausformuliert und wirkten unüberlegt. Ungeschickt sei etwa, wenn Influencer nach Gratisaufenthalten im Tausch für ihre Beiträge fragen. "Gratis ist hier natürlich ein Reizwort und stellt die Leistung, die im Gegenzug angeboten wird, in den Schatten."

Letzten Endes seien Influencer jedoch ein Marketingtool, das sehr erfolgreich sein könne, wenn man es richtig nutze. "Früher hat man halt mit Promis gearbeitet. Heute kann es sein, dass dein Kind mit Videos über sein Lieblingsvideospiel mehr Reichweite hat als der ORF", sagt Gregor Kleczkowski von Wombat's Hostels. Zudem seien hier Erfolge – ähnlich wie die Klickzahlen bei Online-Werbeanzeigen – weitaus messbarer als etwa bei Werbesujets in Magazinen. "Influencer sind außerdem näher an Lesern als ein Magazin oder eine Werbeanzeige" – sie würden wirken wie ein Freund, der einem einen Tipp gibt.

"Selbsternannte" Influencer

Auch Christoph Taussig vom ÖHV sagt, dass es neben "selbsternannten" Influencern auch viele professionell agierende Personen gebe. Den Unmut des Hotelbetreibers in Siargao verstehe er – "bei der Anzahl der Influencer-Anfragen, die er bekommt, würden wir vermutlich auch zu schnaufen beginnen", sagt er zum STANDARD. Jedoch würden auch kleine Accounts, sogenannte "Micro-Influencer", sehr wertvoll sein, es käme letztlich auf die Qualität der Inhalte und der Zielgruppe an.

Viele Hoteliers bräuchten Schulungen darin, wie man "professionelle Influencer von Möchtegerns" unterscheiden könne, sagt Taussig. Letzten Endes sei Influencermarketing eine weitere Form des Contentmarketings, ist auch Kleczkowski überzeugt – eine, die effektiv genutzt werden kann.

Kein Fan davon, sich "auf Facebook Luft zu machen"

Dem stimmt auch die österreichische Influencerin Christlclear zu. Zum STANDARD sagt sie, dass es immer eine Frage der richtigen Influencer mit der zur jeweiligen Marke passenden Followerschaft sei. Dabei spiele die Anzahl der Follower nicht die wichtigste Rolle. Christlclear stimmt damit Taussig in der Aussage zu, dass die jeweilige Zielgruppe ein wichtiger Faktor ist.

Allerdings verstehe sie die Frustration der Hotelbetreiber. "Wobei: Ich bin prinzipiell kein großer Fan davon, sich auf Facebook Luft zu machen und Menschen zu sagen, sie sollen sich einen richtigen Job suchen." Vor allem, so die Bloggerin, wenn man nicht zwingend das Hintergrundwissen habe, um zu verstehen, was tatsächlich hinter den Kulissen geschieht. (muz, 23.4.2019)