Moskau – Im Beisein hoher Politprominenz hat der deutsche Automobilbauer Daimler in Russland seine erste Pkw-Fabrik eingeweiht. Aus Berlin war der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier angereist, Russlands Präsident Wladimir Putin nahm zur Eröffnung die zugegeben deutlich kürzere Anfahrt aus Moskau ebenfalls auf sich. Ungeteilte Freude dürfte die Ankunft des Kreml-Chefs im Industriepark Jessipowo, 40 Kilometer nordwestlich des Moskauer Autobahnrings MKAD, nicht geweckt haben – wurde Putin doch in seiner Luxuslimousine Aurus, die ihm seit einem Jahr die gepanzerte Mercedes-Limousine ersetzt, unmittelbar in die Fabrikhalle vorgefahren.

Nette Worte

Immerhin kam der Präsident mit netten Worten. "Wir werden auch in Zukunft solche Projekte unterstützen, die sowohl von russischen Unternehmen als auch von unseren ausländischen Partnern in Angriff genommen werden", versprach er Daimler. Er werde alles dafür tun, dass der Konzern sein Engagement in Russland nicht bereue, fügte er hinzu.

Daimler profitiert bei seinem Investment vom sogenannten Special Investment Contract (SPIC) der russischen Regierung, womit Gewinn- und Vermögenssteuer gesenkt und die Pachtgebühr minimal ist. Im Gegenzug hat Daimler über 250 Millionen Euro investiert und will mit rund 1000 Mitarbeitern 25.000 Fahrzeuge pro Jahr in Russland produzieren, zunächst die E-Klasse, später auch Geländewagen der Typen GLC, GLE und GLS.

Altmaier sprach von einem "Leuchtturmprojekt", und der Chef der deutschen Auslandshandelskammer Matthias Schepp sagte dem STANDARD angesichts des schnellen und unbürokratischen Aufbaus der Fabrik, Russland sei "besser als sein Ruf. Ungeachtet politischer Probleme und weltweiter Protektionismustendenzen hat sich das Investitionsklima in Russland zumindest in einigen Bereichen verbessert."

Ford nimmt die Ausfahrt

Zwar hat sich Russland im Doing Business Index der Weltbank seit 2011 kontinuierlich verbessert und liegt derzeit auf Rang 31, doch den Optimismus der Deutschen teilen nicht alle Investoren. Der US-Autobauer Ford hat so den entgegengesetzten Weg von Daimler genommen und vergangene Woche seinen Ausstieg aus Russland verkündet.

Der Konzern wird zwei Pkw-Werke und eine Motorenfabrik schließen, weil der russische Automobilmarkt für Ford ein "Verlustgeschäft" sei, wie der Vizepräsident des Unternehmens, Steven Armstrong, erklärte. Der russische Automarkt hat in den letzten Jahren eine dramatische Berg-und-Tal-Fahrt hingelegt, die Konzernen die Planung erschwert. Zudem schrecken die westlichen Sanktionen viele Investoren ab. (ab, 4.4.2019)