Die Ausstellung über die Modedesignerin Mary Quant eröffnet am 6. April und läuft bis zum 16. Februar 2020.

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London – Der Name Mary Quant steht für Minirock, Bubikragen und Regenmäntel aus PVC. Eine Retrospektive im Londoner Victoria and Albert Museum will nun zeigen, dass das Vermächtnis der britischen Modedesignerin über den Minirock hinausgeht.

1955 eröffnete Quant auf der King's Road in London "Bazaar", ihre erste Boutique und löste damit eine "Revolution in Design, Lebensstil und Mode aus", wie V&A-Direktor Tristram Hunt vor der Eröffnung sagte. Sie habe die Jugendbewegung der 1960er Jahre genutzt und gezeigt, "wie Mode den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben kann".

In der Ausstellung kann der Besucher über zwei Etagen zunächst mit Filmen und einer Reihe von "Schaufenstern" in die "Swinging Sixties" eintauchen. Die auf Wunsch ihrer Eltern zunächst zur Kunstlehrerin ausgebildete Quant setzte mit knalligen Farben, Streifen und Punkten, Reißverschlüssen und Hotpants neue Akzente. Sie nähte anfangs über Nacht in ihrem möblierten Zimmer die Ware für den nächsten Tag, stöberte in Fabriken Stoffe auf und zeigte viel Humor: Zwischen die Mannequins im Schaufenster platzierte sie ausgestopfte Vögel, Goldfische im Glas und einen toten Hummer an der Leine – Passanten blieben wie angewurzelt stehen. In der Ausstellung sind rund 120 Kleidungsstücke, Accessoires, Kosmetik, Skizzen und Fotos zu sehen, von denen viele laut V&A nach einem bisher beispiellosem Zugang zum Quant-Archiv erstmals gezeigt werden.

"Lieblingskleider" von Fans

Auf eine Crowdfunding-Kampagne unter dem Hashtag #WeWantQuant reagierten rund 1000 ehemalige Quant-Fans, die dem V&A 35 "Lieblingskleider" und zahlreiche Fotos zur Verfügung stellten. "Mein Regenmantel war im Sturm nicht immer praktisch", schrieb eine Frau. "Aber er war ein Statement." Eine andere Spenderin fand: "In den 1960er Jahren hatten alle Frauen Kurven. Mary Quant gab mir das Gefühl, ich selbst zu sein."

Victoria and Albert Museum

Quant war auch in ihren Geschäftspraktiken der Zeit voraus: Sie schuf ihr eigenes Gänseblümchen-Logo, ließ Label in Zusammenarbeit anfertigen und propagierte die Massenproduktion. "Der Snobismus hat sich überlebt", erklärte sie und verkündete, dass ihre Mode gleichermaßen für "Herzoginnen und Stenotypistinnen" gemacht sei. Quant brach mit Klischees und überwand Gendergrenzen mit der Integration maskuliner Linien in ihren Stil nach dem Motto: "Von den Jungens abgeguckt."

Ob Jerseykleider mit Bubikragen, Trägerröcke und Latzhosen, Rüschen oder Schottenmuster – die Assoziation mit britischer Tradition lag nie weit. "Ich wollte nie erwachsen werden, vielleicht hat es damit etwas zu tun", schrieb sie zu ihren Trägerröcken mit Falten und Rollkragenpulli, die einer Schuluniform ähneln. Material wie Jersey wurden in Rugby, Fußball und Kricket, Streifen im Militär, Nadelstreifen in der City und Mäntel mit abnehmbaren Cape-Kragen von Sherlock Holmes verwendet.

Ein Foto nach der Auszeichnung durch die Queen zeigt Quant 1966 im simplen beigen Jersey-Minikleid mit Faltenrock, Handschuhen und beiger Baskenmütze. "Komischer Aufzug für den Palast", kritisierte die "Daily Mail". Quant, die im Februar 85 Jahre alt wurde, zog sich im Jahr 2000 aus ihrem weltweiten Imperium zurück. (APA, red, 5.4.2019)