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Szene aus der HBO-Doku "Leaving Neverland", Samstag, 20.15 Uhr, ProSieben.

Foto: Dan Reed/HBO via AP

Diese knapp vierstündige Fernsehdokumentation wird niemanden kaltlassen. Egal, wie man vorher zu Michael Jackson und seinem Leben zwischen künstlerischen Triumphen und privater Tragödie gestanden ist:

Was Regisseur Dan Reed in "Leaving Neverland" (Samstag, 20.15 Uhr, ProSieben) präsentiert, deutet entschieden darauf hin, dass es sich beim 2009 an einer Überdosis verstorbenen US-Entertainer nicht nur um ein naives Kind im Körper eines androgynen Mannes handelte. Aufgrund schwerer Kindheitstraumata dank eines sadistischen Eislaufvaters malträtierte Jackson seinen schwarzen Körper im Sinne einer Selbstoptimierung auch bis zum bitteren Ende hin zu einer verzerrten weißen Cinderella-Fratze aus dem Lande Disneyworld.

Wie Dan Reed in langen quälenden Interviews mit dem heute 40-jährigen James Safechuck und dem 37-jährigen Wade Robson dokumentiert, dürfte es sich bei Jackson, abgesehen von allen Gerüchten und Anschuldigungen zu Lebzeiten des Superstars, tatsächlich um einen manipulativen und mit Methode vorgehenden Pädophilen gehandelt haben.

Selbsterrichtetes Peter-Pan-Reich

Eindeutig bewiesen kann heute natürlich nichts mehr werden, obwohl derzeit aufgrund der nun auf ProSieben gezeigten Dokumentation "Leaving Neverland" einige Prozesse laufen und aktuell auch nachgewiesen werden konnte, dass einige Zeitangaben der offenbar jahrelang missbrauchten Buben nicht stimmen können.

Was sich nach vier Stunden O-Ton allerdings deutlich abzeichnet, ist nicht nur die Gewissheit, dass der "King of Pop" auch eine sehr sehr dunkle Seite hatte. Die lebte er vorzugsweise in seinem selbsterrichteten Peter-Pan-Reich mit Kindern aus, deren Eltern und vor allem Mütter, vom Glanz des Superstars geblendet, offenbar keinerlei Probleme damit hatten, den eigenen Nachwuchs an Jackson zu "vermieten". Als Lohn winkte die Mitgliedschaft im Hofstaat und ein Leben in der ersten Klasse.

Beide Männer, James Safechuck und Wade Robson, wirken in ihren Interviews absolut glaubwürdig. Beider Leben wurde durch Michael Jackson offensichtlich nachhaltig beschädigt. Dieser Fernsehabend wird für die Zuseher kein angenehmer werden. Am Ende möchte man weinen. (Christian Schachinger, 6.4.2019)