Die Affäre um die Identitären im Bundesheer ist nicht die ganze Geschichte über rechts außen stehende Heeresangehörige. Manchmal melden sie sich sogar selbst.

Ich habe in mehreren Kolumnen über den Gleichklang zwischen Identitären, dem Moscheenattentäter von Christchurch und diversen FPÖ-Politikern (z. B. Strache) geschrieben. Alle sprechen vom "Großen (Bevölkerungs-)Austausch", der nach einem geheimen Plan durchgeführt werde.

Darauf erhielt ich von einem Herrn Hermann H. Mitterer eine Mail, in der er mich als "Lügner und Manipulator" bezeichnet, weil es diesen Bevölkerungsaustausch wirklich gebe. Herr Mitterer hat sogar ein Buch darüber geschrieben: "Bevölkerungsaustausch in Europa: Wie eine globale Elite die Massenmigration nutzt, um die einheimische Bevölkerung zu ersetzen". Erschienen im Dezember 2018 im einschlägigen Kopp-Verlag. Der Titel ist ein Klassiker aller rechtsextremen Schlüsselbegriffe von den Identitären bis zum "Manifest" des Attentäters von Christchurch. In der Einleitung ist auch schon von einem "Vernichtungskrieg gegen die Völker Europas" die Rede. George Soros hat ein ganzes Kapitel.

Herr Hermann H. Mitterer ist übrigens Oberst des Bundesheeres. Tätig ist er im Heeresnachrichtenamt, das zuständig für "strategische Auslandsaufklärung" ist. Der Pressesprecher des Bundesheeres, Oberst Michael Bauer, erklärt, dass das Buch von Mitterer heeresintern überprüft und nicht beanstandet wurde.

Klare Faktenlage

Mitterer ist aber auch als Vortragender und Gastautor fleißig unterwegs. In dem rechtsextremen Magazin "Alles roger?" spricht er davon, dass das "US-britische Imperium nie eine deutsch-russische Achse" wollte. Auf dem Blog "Helmut Müllers Klartext" schreibt Mitterer im Sommer 2018, die Masseneinwanderung finde "ungebremst auch weiterhin statt", weil "globale Eliten á la Soros & Co via Uno, EU und 'nationaler' Regierungen das so wollen. (...) Die Faktenlage ist klar. Man will diese kultur- und ethnofernen Massen hier in Europa haben. (...) Biologisch gesehen noch Menschen, die aber psychologisch und soziologisch keinen Bezug zu Boden und Historie mehr haben und ihre Großeltern nicht kennen."

Daher müssten sich "Angehörige der staatlichen Macht-und Schutzorganisation über die moralische Rechtfertigung zur Anwendung polizeilicher und militärischer Zwangsgewalt gegenüber den 'Zivilokkupanten' Gedanken machen". Mitterer kommt daher zu dem Schluss, die "oben gestellte Frage nach der Zulässigkeit physischer Abwehrmittel" kann "mit einem klaren ja beantwortet werden".

Angehörige der Sicherheitskräfte "und erst recht Politiker" könnten sich daher "nicht ohne Eid- und damit Rechtsbruch so mir nichts dir nichts aus der Verantwortung stehlen. Tun sie es doch, begehen sie Hochverrat am schutzbefohlenen Volke, dem Souverän."

Und was macht man mit Hochverrätern? Das weiß der Herr Oberst sicher aus seiner Tätigkeit beim Auslandsnachrichtendienst des österreichischen Bundesheeres. (Hans Rauscher, 5.4.2019)