Kipchumba kam 28 Sekunden früher ins Ziel als der zweitplatzierte Abraham.

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Wien – Der Kenianer Vincent Kipchumba hat am Sonntag überraschend den 36. Vienna City Marathon gewonnen. Mit 2:06:56 Stunden setzte sich der 28-Jährige in der zweitbesten je in Wien gelaufenen Zeit vor dem Schweizer Favoriten Tadesse Abraham (2:07:24) und Solomon Mutai (2:08:25) aus Uganda durch.

Für einen neuen österreichischen Rekord sorgte Lemawork Ketema in 2:10:44 Stunden. Der 33-Jährige verbesserte bei nahezu idealen Bedingungen die zehn Jahre alte Bestmarke von Günther Weidlinger um drei Sekunden. Der gebürtige Äthiopier belegte damit Rang elf, zweitbester Österreicher wurde Valentin Pfeil in 2:12:55 als 13.

Lemawork Ketema lief im Vorjahr bei der EM in Berlin noch 2:13:22.
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Schnellste Frau war die Kenianerin Nancy Kiprop, die mit 2:22:12 für einen neuen VCM-Streckenrekord sorgte. Die 39-Jährige gewann in Wien bereits zum dritten Mal in Serie. Die Bestleistung hielt seit 2000 die heuer verstorbene Italienerin Maura Viceconte (2:23:47). Kiprops Landsfrau Angela Tanui lag als Zweite mehr als drei Minuten zurück. "Ich bin sehr glücklich, ich habe wirklich einen guten Job gemacht, das ist unglaublich. Der Plan war der Streckenrekord, das Ziel habe ich nach zwei Jahren erreicht", jubelte Kiprop, die mit einem Tempomacher fast die gesamte Strecke alleine auf weiter Flur unterwegs gewesen war.

VCM-Hattrick für Nancy Kiprop.
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Beste Österreicherin wurde Eva Wutti in 2:34:12 als Sechste. Sie verpasste damit um einen Rang die direkte Olympia-Qualifikation, schaffte aber das WM-Limit (2:36). "Ich bin schon ziemlich müde, aber es hat sehr viel Spass gemacht. Mit der Zeit bin ich absolut zufrieden, das war eigentlich die Wunschvorstellung", so die ehemalige Triathleten, die bei der WM in Doha nicht laufen, stattdessen im Herbst einem weiteren Marathon den Vorzug geben wird.

Sechste und beste Österreicherin: Eva Wutti.
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Bei den Herren wurde der fünf Jahre alte Streckenrekord des Äthiopiers Getu Feleke (2:05:41) zwar verpasst, Kipchumba sorgte aber für die zweitschnellste Wien-Zeit in der 36-jährigen Geschichte. "Das habe ich nicht erwartet. Ich bin sehr glücklich. Das Rennen war hart, ich habe aber keine Probleme gehabt", so der 28-Jährige nach seinem ersten Marathonsieg mit einer Verbesserung seiner bisherigen Bestzeit um rund dreieinhalb Minuten.

Kipchumba hatte sich in der Schlussphase von Abraham abgesetzt, nachdem sich das Duo zuvor lange in einer großen Spitzengruppe aufgehalten hatte. "Er war schlau und besser als ich. Ich hatte bei Kilometer 40 nicht mehr die Kraft, das Tempo mitzugehen", sagte der Schweizer, der seinen zweitschnellsten Marathon ablieferte.

Ketema erzielte in einer dramatischen Entscheidung doch etwas überraschend eine neue ÖLV-Bestmarke. "Es war unglaublich schön, ich bin heute sehr, sehr glücklich, es ist wunderbar", freute sich der neue Rekordhalter, der seine bisherige Bestzeit aus dem Vorjahr bei der EM (2:13:22) in Berlin regelrecht pulverisierte.

Trotz Malheur zum Rekord

Und das, obwohl seine Tempomacher früh ausgestiegen waren und er später zweimal seine Trinkflaschen nicht bekommen hatte. "Leider sind meine zwei Pacemaker schon bei Kilometer 25 schwach geworden, und bei Kilometer 30 und 35 habe ich auch noch meine Getränkeflasche verloren. Das kostet viel, das wäre sehr, sehr wichtig gewesen", bedauerte Ketema, der bei angenehmen Temperaturen und nur wenig Wind aber noch das Optimum herausholte.

Insgesamt überwog aber natürlich die Freude. "Unter 2:10 wäre möglich gewesen, ich bin aber trotzdem sehr happy." Quasi im Vorbeilaufen holte er sich auch das direkte Olympialimit (2:11:30). "Das ist natürlich auch sehr, sehr wichtig", so der frühere Flüchtling, der 2015 die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Sein Trainer Harald Fritz glaubt, dass sein Schützling in Zukunft noch viel mehr zeigen kann. "Das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, da geht noch was, 2:07 sag ich, haltet euch an."

Haben das Optimum herausgeholt: Pfeil, Kipchumba und Ketema (v. li).
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Auch Pfeil drückte seine Bestzeit aus dem Jahr 2017 um fast zwei Minuten, nachdem er zwei Jahre mit Problemen gekämpft hatte. "Es ist unglaublich, mit so einem positiven Ergebnis aufwarten zu können. Der Marathon und das Training können sehr zäh sein, umso mehr freut es mich, diesen Schritt nach vorne gemacht zu haben", so der 30-Jährige Oberösterreicher, der mit einem elfwöchigen Trainingslager in Neuseeland offenbar alles richtig gemacht hatte.

Peter Herzog (18.), im Vorjahr mit Ketema in Berlin überraschend Team-EM-Dritter, verpasste indes in 2:16:16 eine neue persönliche Bestmarke. "Ich hätte mir mehr erhofft, aber ich weiß, dass noch mehr in mir steckt. Die Leistungen meiner Teamkollegen motivieren mich doppelt. Das habe ich auch drauf, das motiviert mich weiterhin", sagte der Salzburger. Christian Steinhammer musste das Rennen aufgeben. (APA, red, 7.4.2019)

36. Vienna City Marathon, Sonntag

Marathon (42,195 km)

Männer:
1. Vincent Kipchumba (KEN) 2:06:56 Stunden
2. Tadesse Abraham (SUI) 2:07:24
3. Solomon Mutai (UGA) 2:08:25
4. Raymond Choge (KEN) 2:09:02
5. Henry Chirchir (KEN) 2:09:16
6. Brimin Misoi (KEN) 2:09:31

Weiters:
11. Lemawork Ketema (AUT) 2:10:44 (ÖR)
13. Valentin Pfeil (AUT) 2:12:55
18. Peter Herzog (AUT) 2:16:16

Frauen:
1. Nancy Kiprop (KEN) 2:22:12 (Streckenrekord)
2. Angela Tanui (KEN) 2:25:37
3. Maurine Chepkemoi (KEN) 2:26:16
4. Rahma Tusa (ETH) 2:26:58
5. Milliam Ebongon (KEN) 2:29:33
6. Eva Wutti (AUT) 2:34:12

Weiters:
14. Anita Zankl (AUT) 2:57:36

Halbmarathon (21,097 km)

Männer:
1. Mario Bauernfeind (AUT) 1:06:40 Stunden
2. Ahmad Smour (JOR) 1:07:42
3. Vincent Mckenna (IRL) 1:09:36
4. Michael Stulik (AUT) 1:09:56

Frauen:
1. Katalin Garami (HUN) 1:17:02
2. Joelle Flück (SUI) 1:23:13
3. Delphine Thirifays (BEL) 1:24:17
4. Cornelia Schuh (AUT) 1:24:27