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Ein LCAC-Luftkissenfahrzeug in Janzour außerhalb von Tripolis.

Foto: AP/Mohammed Omar Aburas

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Mit der international anerkannten Regierung verbündete Milizen aus Misrata in Tajura, östlich von Tripolis.

Foto: REUTERS/Hani Amara

Tripolis – Die USA haben den libyschen General Khalifa Haftar aufgefordert, die militärische Offensive bei der Hauptstadt Tripolis unverzüglich zu stoppen. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte am Sonntag, die USA seien wegen der Kämpfe sehr besorgt.

Seit Beginn der Kämpfe sind mindestens 49 Menschen getötet worden. Das Gesundheitsministerium der international anerkannten Regierung erhöhte die Zahl der Opfer am Montag auf 35. Unterdessen forderten die Uno, die USA und die EU ein Ende der Kampfhandlungen.

Alle beteiligten Parteien seien dafür verantwortlich, die Lage dringend zu deeskalieren, wie der UN-Sicherheitsrat und die G-7-Minister am 5. April betont hätten. "Diese einseitige Militäraktion gegen Tripolis gefährdet Zivilisten und untergräbt die Aussichten auf eine bessere Zukunft für alle Libyer", erklärte Pompeo. Für den Konflikt gebe es keine militärische Lösung. Eine politische Lösung sei der einzige Weg, um das Land zu vereinen.

Libyen steuert trotz internationaler Aufrufe zu einem Ende der Gewalt weiter auf einen neuen Bürgerkrieg zu. Anhänger der international anerkannten Regierung in Tripolis hatten am Sonntag eine Gegenoffensive gegen die Truppen des mächtigen Generals Haftar angekündigt. Die international anerkannte Regierung von Fayez al-Sarraj konkurriert seit langem mit einer zweiten Regierung in Ostlibyen, die mit dem 75 Jahre alten Haftar verbunden ist. Dessen Truppen marschieren seit Donnerstag auf Tripolis zu. Haftar will die Hauptstadt einnehmen und das ölreiche Krisenland unter seine Führung bringen.

US-Militär zieht vorübergehend Soldaten ab

Das US-Militär zieht wegen der Eskalation Soldaten aus dem Krisenland ab. Das Afrikakommando der US-Streitkräfte teilte am Sonntag mit, ein Kontingent von Soldaten sei aufgrund der Unruhen vorübergehend abgezogen worden. Das Personal wurde mit Luftkissen-Landungsfahrzeugen zu vor der Küste liegenden US-Schiffen gebracht.

Die Sicherheitsbedingungen vor Ort seien zunehmend unvorhersehbar, erklärte Kommandant Thomas Waldhauser. Man beobachte die Lage weiter. Um wie viele Soldaten es sich handelt und wohin sie verlegt wurden, erklärte er nicht.

Waffenruhe gescheitert

Die Uno hatte für Sonntagnachmittag erfolglos zu einer zweistündigen Waffenruhe aufgerufen, damit Rettungskräfte Verletzte und Zivilisten in Sicherheit bringen können.

Allparteienkonferenz soll im April stattfinden

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht Chaos, die Einheitsregierung ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Immer wieder gibt es internationale Vermittlungsversuche.

So bekräftigte die Uno am Samstag, die geplante Allparteienkonferenz werde wie geplant Mitte April stattfinden. Zu ihr werden in der Stadt Ghadames mehr als hundert Delegierte erwartet, die Termine für Parlaments- und Präsidentschaftswahlen festlegen sollen.

Macron trifft Guterres

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron traf sich am Samstag mit UN-Generalsekretär António Guterres und betonte dabei seine Unterstützung für das UN-Engagement. Frankreich ist in der Region gut vernetzt und sieht sich als möglicher Vermittler. Kritiker werfen ihm jedoch vor, aufseiten Haftars zu stehen.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte zuvor ebenfalls eine Vermittlerrolle seines Landes angedeutet. Man stehe mit allen politischen Kräften in Libyen in Kontakt, unterstütze aber keine von ihnen, sagte der Minister.

Bei den Einwohnern von Tripolis wächst unterdessen die Angst vor einem längeren Kampf um die Stadt. An Tankstellen und Supermärkten bildeten sich Schlangen. "Wir müssen jetzt alles horten, was man braucht", sagte eine Frau in einem Supermarkt in der Hauptstadt. "Man weiß ja nie, was geschieht." (red, APA, 8.4.2019)