Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz irritierte mit seinen Aussagen viele Teilnehmer der Red Bull Music Academy.

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Über die Scheidung von Amazon-Gründer Jeff Bezos von seiner Frau MacKenzie scheint mehr bekannt zu sein als über die Trennung des Red-Bull-Konzerns mit der Berliner Agentur Yadastar. Many Ameri und Torsten Schmidt haben sich die Red Bull Music Academy ausgedacht und sie 21 Jahre lang erfolgreich betrieben. Letzte Woche kam die Nachricht, Red Bull würde sich von Yadastar trennen.

Die Music Academy war ein Promotion-Tool, das die Getränkemarke in der Welt der Popmusik etabliert hat. Genau dort stießen Wortmeldungen des Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz sauer auf, als er 2017 zum 30-jährigen Bestehens des Getränks in einem Interview mit der Kleinen Zeitung die Diktion rechter Wutbürger übernahm und von "Flüchtlingswellen" und seinem "Widerstand gegen ein "Meinungsdiktat" sprach – ausgerechnet in einem Interview.

Boykotte von Musikern

Das machte die Runde, manche Bands und Künstler wollten nicht mehr vor dem Red-Bull-Logo auftreten oder boykottierten die Academy, deren Macher mit den Aussagen von Mateschitz wohl ebenfalls ihre Probleme hatten.

Über die Zukunft der Academy ist im Moment wenig bekannt, Geschichte soll sie nicht sein. Laut STANDARD-Informationen wird sie weiter bestehen, unklar ist in welcher Form. Seitens Red Bull gibt es ein offizielles Statement, das da lautet:

"Red Bull unterstützt in schnelllebigen Zeiten wie diesen bereits seit 20 Jahren Musikschaffende auf der ganzen Welt und es bleibt auch weiterhin der Antrieb, KünstlerInnen eine globale Plattform zu bieten, um Kreativität zu fördern – allein die Herangehensweise ändert sich. Anstelle des bisherigen zentralisierten Ansatzes wird Red Bull allmählich neue Strukturen aufbauen, um bestehende lokale Teams zu stärken und deren Expertise in den Mittelpunkt zu stellen. Red Bull wird weiterhin neue Wege erschließen, um vielversprechende und aufregende KünstlerInnen zu unterstützen, wo immer sie sind."

Kein böses Blut

Insider mutmaßen, das Outsourcing zu vieler Agenden könnte dem Konzern ein Dorn im Auge sein. Statt wie bisher eine externe Agentur damit zu betrauen, könnte künftig die Academy intern organisiert werden.

Yadastar twitterte ihrerseits eine Abschiedserklärung – professionell und ohne höheren Informationsgehalt oder den Geschmack bösen Blutes. Im Gegenteil. Ameri und Schmidt bedanken sich für die Zusammenarbeit und die Möglichkeiten, die der Konzern der Academy geboten habe. Ab Oktober 2019 werde man getrennte Wege gehen.

Lokale Szenen integrieren

Die Academy bot in zweiwöchigen Einheiten theoretische und praktische Kurse an, für die sich Nachwuchstalente bewerben konnten. Große bis sehr große Namen aus allen Bereichen der Musikwelt hielten Vorträge und gaben Einblick in ihr Tun. Dazu wählte die Academy spannende Musikszenen rund um den Globus aus und integrierte die lokalen Protagonisten. Red Bull hielt sich dabei vornehm zurück und beglich am Ende die Rechnung. Ob sich an diesem Verständnis was ändern wird, wird sich zeigen. (Karl Fluch, 8.4.2019)