Foto: unsplash/sapleski

Als Medienunternehmen mit einer großen, lebhaften Community ist DER STANDARD in der glücklichen Lage, immer wieder neues in Sachen Diskurs ausprobieren zu können. Im Rahmen der Digital News Initiative hat Google beschlossen, ein Medienprojekt des STANDARD zu fördern. Die dem Projekt zugrunde liegende Annahme ist, dass es gewisse Charakteristiken von Onlineforen gibt, die seit Jahrzehnten dieselben sind und immer wieder unhinterfragt reproduziert werden. Kurzum: "Wir machen's so, weil's eh schon immer so war!", ein zutiefst österreichisches Motto.

Wir fragen uns, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt, und probieren daher einiges aus. Mit "ForumX" (Arbeitstitel war ForUs, Anm.) werden wir in den kommenden Wochen täglich eine Handvoll Foren in ihrer Struktur auseinandernehmen und anschließend wieder neu zusammensetzen. Und dann sehen wir uns an, ob sich etwas verändert hat.

Welche Charakteristiken meint DER STANDARD?

Konkret meinen wir die Lebensdauer von Kommentaren, einen qualifizierten Zugang, Relevanzreihung statt chronologischer Reihung und das Übertragen von mehr Handlungsspielraum auf den User. Im Detail heißt das:

  • Lebensdauer von Kommentaren

Kommentare sind derzeit auf unbestimmte Zeit verfügbar. Auch Jahre später können Beiträge einzelnen Usern gezielt zugeordnet werden. Durch Einschränkung von Sichtbarkeit eines Forums auf zum Beispiel 24 Stunden könnten Debatten eine andere Dynamik annehmen.

  • Qualifizierter Zugang

Bislang kann jeder User mit einem Account an allen Debatten teilnehmen. Für bestimmte Themen ermöglichen wir einer gewissen Auswahl an Usern den Posting-Zugang – lesen soll nach wie vor jeder können. Keineswegs möchten wir die Debatte einschränken, es sollen lediglich User vor den Vorhang geholt werden, die sich in der Vergangenheit in einzelnen Bereichen und Ressorts hervorgetan haben und sich stets wertvoll zu Wort melden.

  • Relevanz statt Chronologie

Bislang werden Beiträge immer nach ihrem Erscheinungsdatum gereiht. Wir experimentieren seit einiger Zeit bereits mit vorgereihten Top-Postings. Die Relevanzreihung wird grundsätzlich eine eigene Darstellungsform im Forum sein und auf Bewertungen basieren.

  • Mehr Verantwortung für User

Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass es in unserer Community viele User gibt, denen ein respektvoller Umgang im Forum sehr wichtig ist. Wir glauben fest daran, dass sich auch jetzt schon gewisse Mechanismen im Forum entwickelt haben, die durch User zustande kommen, ganz ohne unser Zutun. Wir möchten daher einzelnen Usern auch gewisse Moderationsrechte zukommen lassen, sodass wir testen können, wie sich das auf ein einzelnes Forum auswirkt.

Wie läuft das ab?

In den nächsten Wochen werden verschiedene Kombinationen der oben erwähnten Charakteristiken in wenigen, handverlesenen Foren auf DER STANDARD ausprobiert. Der Großteil der Foren wird nach wie vor so sein, wie er immer schon war. Wenn es sich aber um ein "ForumX" handelt, wird es speziell gekennzeichnet, Sie erfahren, wie es aufgebaut ist, und können uns auch gern Feedback geben. Ende April werden diese Experimente wieder beendet. Selbstverständlich erfahren Sie danach, was wir herausgefunden haben. (Georg Mahr, 9.4.2019)