Mahrer gab der neu getauften Lounge im Video zwei Daumen nach oben.

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Wien – Ein Video, das rund um den 70. Geburtstag von Ex-Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl entstanden war, sorgte beim Verband grüner Unternehmer am Montag für Unverständnis. Der kurze Clip zeigt die Umbenennung der Skylounge im Dachgeschoß der Wirtschaftskammer (WKO) in "Christoph-Leitl-Lounge". Begleitet wird der knapp zweiminütige Clip von Musik, die aus einem "Mission: Impossible"-Spin-off stammen könnte.

Taufpate war dabei niemand anderer als der jetzige Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer. Dieser unterschrieb nicht nur die "Taufurkunde" für die umbenannte Lounge, er eröffnete auch feierlich den frisch befestigten Schriftzug.

Das Video wurde nach Angaben der Grünen Wirtschaft an WKO-Funktionäre verschickt. Dabei ist nicht geklärt, wer die Kosten für das "grotesk peinliche Video" übernommen hat, kritisiert Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft.

Jungwirth hinterfragt ebenso, wieso das Geburtstagsfest in WKO-Räumlichkeiten stattfand: "Die Kammer wird immer wieder für Intransparenz bei der Verwendung der Mitgliedsbeiträge kritisiert", so die Sprecherin in einer Aussendung: "Sollte eine private Geburtstagsfeier und die flankierende Videoproduktion mit Kammerbeiträgen finanziert worden sein, würde die WKO weiter an Vertrauen und Image verlieren." Die Grüne Wirtschaft bezieht sich mit ihrer Kritik auf ein Video der Wirtschaftskammer mit dem Titel "Willkommen in der neuen Welt der Arbeit", das im Sommer des Vorjahres für Kritik und Spott gesorgt hat.

Dieses Video der WKO sorgte im Vorjahr für Kritik.
Wirtschaftskammer Österreich

Bei der Wirtschaftskammer sorgte die Aussendung der Grünen Wirtschaft hingegen für Unverständnis. Bei dem Geburtstagsfest handelte es sich um eine "offizielle Feier", bei der Leitl und seine Tätigkeit bei der WKO gefeiert wurden, wie man dem STANDARD auf Anfrage bestätigte. "Wir möchten festhalten, dass es sich um keine private Feier, sondern um eine offizielle Feier für den amtierenden Präsidenten der Europäischen Wirtschaftskammern gehandelt hat."

Fest kostete 20.000 Euro

Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen waren auch Vertreter der Regierung und der heimischen Wirtschaft geladen. "Bei der Feier waren knapp über 200 Personen, die Kosten für das Geburtstagsfest des ehemaligen Wirtschaftskammerpräsidenten, der sich 18 Jahre für Österreichs Wirtschaft eingesetzt hat, belaufen sich auf rund 20.000 Euro", teilte die Wirtschaftskammer mit.

Die Umbenennung der Lounge sei "nicht ungewöhnlich", in der WKO gebe es mehrere Veranstaltungsräume, die nach ehemaligen Wirtschaftskammerpräsidenten benannt wurden. Für den Videodreh wurde demnach kein Unternehmen engagiert, die Produktion fand intern mit Handykameras statt. Dabei fielen rund 45 Euro für die Musiklizenz an, ansonsten entstanden nach Angaben der WKO keine Kosten. (red, 8.4.2019)