Die Post wird 80 Prozent von Brüll Kallmus übernehmen.

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Wien/Graz – Nach einer Millionen-Fehlinvestition in eine Fintech-Bank setzt die Post auf einen bodenständigen Partner: Der teilstaatliche gelbe Riese wird 80 Prozent von Brüll Kallmus, der auf Kapitalmarkt und Anleiheemissionen spezialisierten Banktochter der Grawe-Gruppe, übernehmen. Das teilte die Post am Montag nach Börsenschluss mit. Sie bestätigte damit einen Exklusivbericht des STANDARD.

Die Post nimmt für diese österreichische Lösung 56 Millionen Euro in die Hand, die sie im Zuge einer Kapitalerhöhung in die gemeinsame neue "Post-Bank" einbringt. Das ist deutlich mehr Geld als beim Fintech-Experiment im Herbst, als sie um rund 28 Millionen Euro Fintech-Aktien kaufte, deren Kurs nach dem Scheitern des Experiments massiv einbrach und sich nicht wieder erholte.

Aufsichtsbehördliche Genehmigung

Das Eigentümerkontrollverfahren, in dem die Post Finanzkraft, Geschäftsmodell und Ertragskraft bei der Finanzmarktaufsicht unter Beweis stellen muss, ist bereits im Laufen. Nach diesem Fit-and-Proper-Test braucht die neue Bank den Sanktus der Europäischen Zentralbank. Vorbehaltlich der aufsichtsbehördlichen Genehmigung will die Post mit Brüll Kallmus "die rechtliche Basis für ein eigenständiges und flächendeckendes Finanzdienstleistungsangebot" schaffen – unter unternehmerischer Führung der Post mit der Grawe-Gruppe und weiteren Partnern. Wer diese Partner in dem margenschwachen Geschäft sind, in dem sich die Post mit ihrer Kundschaft bewegt, teilte sie nicht mit. Die Partnerschaft vereine die Vertriebsstärke der Post mit ihren 1.800 Filialen mit dem Bank- und Versicherungs-Know-how der Grawe-Gruppe mit Grazer Wechselseitiger Versicherung, Bank Burgenland und Capital Bank.

Finanzdienstleistungen will man "im Laufe des Jahres 2020" anbieten – das Intererregnum zwischen dem scheidenden Bankpartner Bawag und der neuen Bank sollte also kurz sein. Man fokussiere auf ein risikoaverses Geschäftsmodell. (ung, 8.4.2019)