In vielen Ländern ist das Vermögen höchst ungleich verteilt. In einer Studie der Allianz liegt Österreich bei der Wohlstandsverteilung auf Platz 41 von 53.

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Wien – Herr und Frau Österreicher sparen zwar gerne, "aber mit sehr unterschiedlichem Erfolg", sagt Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz-Gruppe. Das ist ein Faktum, das die Vermögensungleichheit weiter fördert. Diese befindet sich laut einer Erhebung der Allianz bereits auf südamerikanischem Niveau. Das zeigt der Allianz Wealth Equity Indicator (AWEI), der erstmals verschiedene Parameter der Wohlstandsverteilung und ihre Veränderungen in 53 Ländern misst und in einem Indexwert bündelt.

Die ernüchternde Erkenntnis: Österreich rangiert dabei lediglich auf Platz 41 und liegt damit hinter Ländern wie Brasilien oder Mexiko. Schwacher Trost: Die Vermögensverteilung in Deutschland (Rang 48) ist noch unausgeglichener. Nachhaltige Verbesserungen lassen sich laut Allianz nur durch ein verändertes Anlageverhalten in der breiten Bevölkerung erzielen. Ein langfristig orientiertes Anlageverhalten sei die entscheidende Stellschraube dafür. Das ließe sich etwa durch die breite Förderung einer kapitalgedeckten Altersvorsorge erreichen, erklärt Bruckner. Sein Fazit: "Es wird Zeit, dass sich die Österreicher vom geliebten Sparbuch verabschieden. Bei Nullzinsen und steigender Inflation laufen die Sparanstrengungen ins Leere, und eine Verbesserung der Vermögenssituation ist nicht zu erreichen."

Norden hat Nachholbedarf

Im internationalen Vergleich haben sich die Unterschiede im Vermögensbesitz zwischen den Ländern in den vergangenen Jahren deutlich verringert, in erster Linie dank des rasanten Aufstiegs Chinas. Überraschend ist, dass neben den üblichen Verdächtigen USA, Südafrika, Indonesien oder Großbritannien auch Dänemark und Schweden zu den Ländern mit einer stark verzerrten nationalen Vermögensverteilung gehören. Dafür dürfte die hohe Verschuldung weiter Teile der Bevölkerung mit Immokrediten verantwortlich sein. In Deutschland machen sich die Folgen der Wiedervereinigung und das weitgehende Fehlen einer kapitalgedeckten Altersvorsorge bemerkbar.

Auf der anderen Seite finden sich in der Gruppe der Länder mit einer relativ ausgeglichenen Vermögensverteilung viele Länder aus Ost- und Westeuropa – auch Eurokrisenländer wie Italien, Spanien und Griechenland.

Besser steht Österreich beim Geldvermögen dar. Der Median liegt bei 19.015 Euro pro Kopf – das verschafft uns Platz 17 im Ranking. Seit der Jahrtausendwende ist dieser Wert um 3,9 Prozent per anno und damit um 0,1 Prozentpunkte stärker als der Durchschnittswert gewachsen. Für Bruckner ein Indiz für eine erfreuliche, aber nur extrem langsam voranschreitende Verbesserung des Vermögensungleichgewichtes. Ein weiterer Beleg, dass Österreich in der richtigen Richtung, aber eher im Schneckentempo unterwegs ist: In den vergangenen 17 Jahren ist der Vermögensanteil des reichsten Bevölkerungszehntels hierzulande um drei Prozentpunkte auf nunmehr 55,3 Prozent zurückgegangen. (bpf, 9.4.2019)