Staatsanwältin Jessica Maurer (Sonja Gerhardt) lässt die Tag im Bus nachstellen.

Foto: sat1

Alles hätte so einfach sein können für die junge Staatsanwältin. Ehrgeizig wie sie ist, nimmt sich Jessica Maurer (Sonja Gerhardt) des Falles einer brutalen Schlägerei an. Es ist ihr erster großer Prozess, sie will natürlich glänzen. Maurer ist hoffnungsfroh, die Täter ins Gefängnis zu bringen.

Die Sache scheint klar: Zwei Jugendliche – Mike und Kevin (grauslich authentisch: Béla Gabor Lenz und Maximilian Beck) – provozieren den jungen schwarzen Studenten Isaac (Julius Dombrink) in einem Berliner Bus und prügeln so heftig auf ihn ein, dass er in Lebensgefahr schwebt. Mit Folgeschäden ist zu rechnen.

Es ist keine leichte Kost, die der Privatsender Sat1 am Montagabend im Hauptabend seinen Zuschauern auftischte. Die brutale Prügelszene zu Beginn von "Ein ganz normaler Tag" bleibt hängen, die Kamera ist ganz nah dran am Geschehen. Mindestens genauso verstörend ist aber die Reaktion der Zeugen. Sie schauen weg, greifen zu spät ein. Jeder kämpft mit seiner eigenen Angst. Nach der Tat sagen sie zumindest wahrheitsgemäß aus. Vorerst. Denn kurz vor dem Prozess können sich einige plötzlich an nichts mehr erinnern. Sie wurden von den Vätern der Täter massiv eingeschüchtert.

Der Film greift das Thema Zivilcourage auf, ohne den moralischen Zeigefinger zu sehr zu strapazieren – und schafft es, dass man sich als Zuschauer die Frage stellt: Was hätte ich getan? Dem Regisseur Ben Verbong gelingt eine realistische Darstellung, vor allem der juristischen Implikationen. Bis auf das Ende, da kommt das Gute dann doch allzu pathetisch daher. (Astrid Ebenführer, 9.4.2019)