Auch wenn die Erkenntnis nicht ganz neu ist, die SPÖ hat natürlich recht: Nicht die Identitären sind das Problem, sondern die Freiheitlichen und ihre mangelhafte Abgrenzung zum rechtsextremen Rand. Während die Identitären nur ein Grüppchen marketingbegabter Nazi-Hipster sind, sitzen die Freiheitlichen mit ihren Burschenschaftern in der Regierung, vernetzen sich in den Ministerien und versuchen, jene Ideologie umzusetzen, die die Identitären auf Transparenten vor sich hertragen.
In Heldenpose werfen sich die Sozialdemokraten nun in die Schlacht, um den Kampf gegen die Rechtsextremen aufzunehmen, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa – immerhin steht ja die EU-Wahl an.
Dabei wird von anderer Seite immer wieder ein Einwand vorgebracht: Burgenland. Linz. Dort regieren Sozialdemokraten Seite an Seite und in freundschaftlicher Verbundenheit mit jenen Freiheitlichen, die anderswo verteufelt werden – von Sozialdemokraten.
Wenn es heißt, dass Kanzler Sebastian Kurz den Rechtsextremen durch die Regierungsbeteiligung der FPÖ Tür und Tor geöffnet hat, dann müsste dieser Vorwurf wohl auch für jene Sozialdemokraten Geltung haben, die im Land oder der Stadt mit der FPÖ eine Koalition eingegangen sind. Sozialdemokraten müssen sich die Frage gefallen lassen, wie glaubwürdig sie denn diesbezüglich sind, und sie müssen sich auch die Antwort gefallen lassen: gar nicht. (Michael Völker, 9.4.2019)