Parallelwelt: Carey Mulligan und Ed Oxenbould in "Wildlife".

Foto: Sony

Zu Beginn der 1960er-Jahre gleichen US-Einfamilienhäuser noch Bunkern. Zumindest für die Ehefrau, deren mittelständisches Dasein alternativlos auf das einer Hausfrau und Mutter beschränkt ist. In Wildlife gibt es einzig für Ehemann Jerry (Jake Gyllenhaal) die Chance, sich neu zu bestimmen. Nachdem er seinen Job als Berufsgolfer verliert, beschließt er, als Feuerwehrmann gegen Waldbrände anzukämpfen: schlecht bezahlt, dafür stolz und edelmütig.

IFC Films

US-Schauspieler Paul Dano rückt in seinem Regiedebüt, einer Richard-Ford-Adaption, allerdings die zurückgelassene Frau Jeannette in den Mittelpunkt. Carey Mulligan spielt sie als jemanden, der seine Bedürfnisse ein Leben lang hintangestellt hat – für die Ehe und den nun 14-jährigen Sohn. Zugleich vermittelt sie mit der ihr eigenen Emphase, dass sie immer noch Leidenschaften hegt; und wenn sie lange vernachlässigt wird, ist sie auch bereit, diesen nachzugehen. Als Jerry immer länger wegbleibt, beginnt ihre Verwandlung, gleichzeitig erhält die Familienidylle Risse.

Dano erzählt diesen Prozess vor allem aus der Perspektive des Sohnes Joe (Ed Oxenbould). Das wirkt vor allem dann, wenn die Kamera allzu streng nach dessen passivem Blick ausgerichtet ist, leicht forciert. Doch insgesamt überzeugt Wildlife als verzögerte, aber unwiderrufliche Implosion eines Familiengefüges. (kam, 11.4.2019)