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Rahul Gandhi tritt erneut gegen Narendra Modi an. Erneut hat er schlechte Chancen.

Foto: AP / Rajesh Kumar Singh

Sein berühmter Name war ihm häufig eher Fluch als Vorteil. Urgroßvater, Großmutter und Vater Rahul Gandhis – sie alle standen einst an der Spitze der indischen Regierung. Macht und Einfluss der berühmten Politikerdynastie aber waren allzu oft überschattet von Gewalt und Tod: 1984 wurde Rahuls Großmutter Indira Gandhi ermordet, 1991 ereilte dasselbe Schicksal seinen Vater Rajiv.

Für Rahul Gandhi, der bei der heute, Donnerstag, beginnenden Parlamentswahl als Oppositionsführer ins Rennen geht, bedeutete all dies zunächst ein Leben im goldenen Käfig. Aus Sicherheitsgründen wurde er als Bub aus der Schule genommen und zu Hause unterrichtet. Als er später studierte, unter anderem in Florida und im englischen Cambridge, da ging das nur unter Pseudonym.

Nach seinem Uni-Abschluss zog es Rahul Gandhi zunächst in die Privatwirtschaft. In London arbeitete er für eine Beraterfirma, zurück in Indien erhielt er dann eine leitende Funktion in einem Unternehmen, das sich mit Technologie-Outsourcing befasste. Die Politik aber hatte Gandhi nie ganz aus den Augen verloren. 2004 kandidierte er erstmals für die Lok Sabha, die Volksversammlung, und gewann für die Kongresspartei prompt ein Mandat. 2009 und 2014 konnte er seinen Sitz zwar jeweils verteidigen, dennoch eilt ihm in seiner Partei nicht gerade der Ruf einer wandelnden Erfolgsgarantie voraus: Bei der Wahl vor fünf Jahren etwa war er nicht nur Kandidat, sondern auch Kampagnenleiter der Kongresspartei – und fuhr eine historische Niederlage ein.

Dennoch: Drei Jahre später trat Rahul Gandhi in die Fußstapfen seiner Mutter Sonia und wurde Parteichef. Nun fordert der 48-Jährige, über dessen Privatleben nur wenig bekannt ist, bei der Wahl den amtierenden Premier Narendra Modi von der hindu-nationalistischen BJP heraus. Dabei setzt er vor allem auf soziale Themen: 50 Millionen armen Familien stellt er ein jährliches Grundeinkommen in Aussicht, gleichzeitig verspricht er die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen und Unterstützung für Bauern.

Bis zum 19. Mai wird die Wahl in dem Land mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern noch dauern. Allzu große Chancen auf einen Sieg der Kongresspartei werden Gandhi trotz seines berühmten Namens dabei nicht eingeräumt. Und nein: Mit einem anderen berühmten Gandhi, dem friedlichen Revolutionär Mahatma, ist die Politikerdynastie Gandhi nicht verwandt. (Gerald Schubert, 11.4.2019)