Bild nicht mehr verfügbar.

Vizepräsident und Verteidigungsminister Awad Mohamed Ahmed Ibn Auf tritt im Fernsehen auf.

Foto: Reuters TV

Bild nicht mehr verfügbar.

Jubel in Khartum.

Foto: REUTERS

Demonstrantinnen warten auf die Stellungnahme der Armee.

Foto: APA/AFP

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch Soldaten der sudanesischen Armee feiern den Machtwechsel.

Foto: REUTERS

Bild nicht mehr verfügbar.

Omar al-Bashir bei einer Wahlveranstaltung in Bilal, Darfur, September 2017.

Foto: REUTERS/Mohamed Nureldin Abdallah

Bild nicht mehr verfügbar.

Omar al-Bashir nach seiner Machtübernahme im Juli 1989.

Foto: REUTERS/Aladin Abdel Naby

Khartum – Im Sudan ist es zu einem Militärputsch gegen Präsident Omar al-Bashir gekommen. Nach monatelangen Protesten zwang die Armee das seit 30 Jahren autokratisch regierende Staatsoberhaupt am Donnerstag zum Rücktritt, wie aus Regierungskreisen verlautete. Demnach sind Bemühungen im Gange, einen Übergangsrat zu bilden, der das zentralafrikanische Land mit 40 Millionen Einwohnern regieren soll.

Vizepräsident und Verteidigungsminister Awad Mohamed Ahmed Ibn Auf (75) erklärte im staatlichen Fernsehen, er werde für eine zweijährige "Übergangsperiode" die Macht übernehmen. Außerdem rief er einen dreimonatigen Ausnahmezustand aus. Die Grenzen seien geschlossen, der internationale Flugverkehr eingestellt, so der Putschistenführer. Außerdem gilt ab heute eine Ausgangssperre zwischen 10 und 16 Uhr. Die Opposition rief ihre Anhänger auf, diese zu missachten.

In der Hauptstadt Khartum feierten Tausende Demonstranten den Sturz Bashirs und forderten eine Regierung aus Zivilisten. Bashir war wegen Menschenrechtsverletzungen bei einem Aufstand in der Region Darfur, bei dem seit dem Jahr 2003 schätzungsweise 300.000 Menschen starben, vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt worden.

Gefangene kommen frei

Vom Militär gab es zunächst keine Bestätigung für den Sturz. Laut Staatsfernsehen wurde eine Erklärung vorbereitet. In TV und Radio wurde patriotische Musik gespielt. In der Vergangenheit war dies mehrfach ein Vorzeichen für eine Machtübernahme durch das Militär inmitten sozialer Unruhen. Der Geheimdienst kündigte der amtlichen Nachrichtenagentur Suna zufolge die Freilassung aller politischen Gefangenen an.

Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Regierungskreisen, dass der 75-jährige Bashir abgesetzt sei und in seiner Residenz unter Bewachung stehe. Ein Minister der Provinz Nord-Darfur bestätigte den Rücktritt. Adel Madschub Hussein sagte dem in Dubai ansässigen Fernsehsender Al Hadath ferner, es gebe Konsultationen, einen Militärrat einzurichten, der die Macht übernehmen solle.

Der Sender Al-Arabya meldet, dass das Militär mehrere hochrangige Regierungsmitglieder und Ex-Amtsträger, darunter den ehemaligen Verteidigungsminister Abdulrahem Mohammed Hussein, festgenommen habe.

"Wir haben gewonnen"

Das Hauptgebäude von Bashirs Islamischer Bewegung, aus der sich die regierende Nationale Kongresspartei rekrutiert, wurde von den Streitkräften gestürmt, wie ein Reuters-Reporter berichtete. Um das Verteidigungsministerium, auf dessen Gelände sich Bashirs Residenz befindet, und an Verkehrsknotenpunkten der Hauptstadt formierten sich Soldaten.

Vor dem Ministerium und in den Straßen versammelten sich Tausende Regierungsgegner, die skandierten: "Er ist gestürzt, wir haben gewonnen." Die führende Protestgruppe SPA erklärte, sie wolle mit dem Militär über die Machtübergabe verhandeln. "Wir werden nur eine zivile Übergangsregierung akzeptieren", sagte ein hochrangiges SPA-Mitglied Reuters.

In dem ostafrikanischen Staat gibt es seit Mitte Dezember Proteste. Sie richteten sich zunächst gegen eine drastische Erhöhung der Brotpreise. Rasch weiteten sie sich aber zu Demonstrationen gegen den autoritär herrschenden Präsidenten aus, der seit 30 Jahren an der Macht ist. Bei gewaltsamen Zusammenstößen wurden bisher dutzende Menschen getötet.

Seitdem der ölreiche Süden des Landes 2011 die Unabhängigkeit erlangt hatte, rutscht Sudan in eine schwere Wirtschaftskrise. Westlichen Journalisten wird seit Monaten die Einreise in den Sudan verweigert, allerdings sind einige arabische Fernsehteams wie Al Jazeera präsent. (red, APA, AFP, Reuters, 11.4.2019)