Der Bau des Logistikzentrums soll insgesamt nur ein Jahr dauern.

Foto: Stefanie Schermann

Wien – Es ist ein kalter, grauer Donnerstag, den sich die schwedische Möbelhauskette Ikea für die Begehung des kalten, grauen Baustellen-Areals in Wien-Strebersdorf ausgesucht hat. Hier, entlang der Vohburggasse/Scheydgasse, entsteht gerade ein neues Logistikzentrum: Baubeginn Herbst 2018.

Riesenhaft ragt das noch unfertige Gebäude in den Himmel: 50.000 Quadratmeter Fläche auf zwei Stockwerken, die je zwölf Meter hoch sind. Hier, wo man sich jetzt noch gut den (staubigen) Dreh eines Musikvideos vorstellen kann, sollen – so der Plan – schon ab Herbst 2019 tonnenweise Fertigteilmöbel zur Lagerung und Abholung bereitstehen. Rund 80 Prozent der Baufläche sollen logistisch nutzbar gemacht werden. 70 Millionen Euro teuer war das Zentrum, das unter anderem das Ikea-Lager in Wels ersetzen soll.

Neue Mitarbeiter und eine Abholstation

Die übrigen 20 Prozent der Fläche werden unter anderem für Büros, Sozialräume und eine Kantine für die zukünftigen Logistikmitarbeiter verwendet. Erste Simulationsbilder, wie diese Bereiche künftig aussehen könnten, zeigen: Ikea setzt offensichtlich auf Ganzheitlichkeit, Kunden wie Mitarbeiter sitzen an Tischerln der Marke Ikea. Letztere müssen erst rekrutiert werden: Das Logistikzentrum im 21. Bezirk soll im Herbst mit 100 bis 120 Mitarbeitern eröffnen.

"Wir sind einfach näher am Großteil der Kunden", begründet Ikea-Österreich-PR-Managerin Barbara Riedl die Entscheidung, das Zentrum an den Rand Wiens zu setzen. Hier gebe es genug Platz, man sei aber noch nah genug am Wohnort der Kundschaft. Dies ist gerade für die Selbstabholung, die Ikea anbietet, essenziell.

Zudem sei der Onlinemarkt in den letzten Jahren auch für die Möbelkette rasant gewachsen, und Wien und Umgebung seien mit ihren insgesamt rund drei Millionen Einwohnern ein Ballungsraum für Lieferungen.

Besagte Selbstabholung wird, nicht zuletzt aufgrund der nicht vorhandenen Mehrkosten, immer beliebter. Über die Scheydgasse wird es eine Einfahrt ins Zentrum für Kunden geben, über einen "Pick-up-Point" kann bestellte Ware abgeholt werden. Auch sogenannte "Locker-Boxen" soll es geben, die für den Möbelkäufer/die Möbelkäuferin 24 Stunden täglich mittels Code zugänglich sind.

So ist das künftige Logistikzentrum aufgebaut. Der blau eingezeichnete Bereich ist für die Selbstabholung vorgesehen.
Foto: IKEA AUSTRIA

Umweltschonung nach Ikea: Halbfertig

Das Fertigteilmöbelhaus setzt beim Bau des neuen Logistikzentrums anscheinend auf die Umwelt: Zwei Eisspeicher, eine Wärmepumpe und 172 Solarpanele sollen das Gebäude künftig mit erneuerbarer Energie versorgen. Die Tore, an denen die Ware verladen wird, sind zugleich Ladestationen für E-Trucks. Die sind noch nicht ganz so großflächig in Verwendung, sollen es bis 2025 aber werden.

Zugleich liest sich die Umschreibung des Baus wuchtig: Tausende Kubikmeter Erde seien ausgehoben worden, 31.000 Kubikmeter Beton seien in die diversen Gebäudeteile geflossen, insgesamt 41 Kilometer Rohrleitungen seien verlegt worden. "Die Stromversorgung hat sage und schreibe 440 Kilometer Kabel verschlungen. Da machen sich die 3.200 Beleuchtungskörper fast "klein aus dagegen", heißt es in einer Mitteilung.

Ein Riesendrum an Gebäude also, dessen Bau Unmengen an nicht- oder schwer wiederverwertbaren Rohstoffen und nichterneuerbarer Energie verbraucht. Und, so nah man nun logistisch am Kunden pickt: Ab Frühling 2020 werde man kleine Pakete natürlich trotzdem "vom 21. Bezirk aus nach ganz Österreich" liefern.

Bauarbeiten für Ikea am Westbahnhof starten im Winter

Ikea-Construction-Manager Robert Charuza sprach auch über ein anderes Projekt: Ab 2021 soll es am Wiener Westbahnhof eine Ikea-Filiale geben. Die Bauarbeiten sollen noch diesen Winter starten. Die zwingend vorhergehenden Abrissarbeiten dauern voraussichtlich von Mai bis Ende August 2019.

Um etwaige Bedenken der Anrainer bezüglich des Neubaus zu zerstreuen, wird es am 17. April eine Informationsveranstaltung im Bezirksamt Rudolfsheim-Fünfhaus geben. Diese soll dann alle sechs Wochen erneut stattfinden. (Stefanie Schermann, 11.4.2019)