Der Ausbau der Windkraft hat in Österreich aufgrund unsicherer gesetzlicher Rahmenbedingungen einen Dämpfer erfahren. Die Branche hofft nun auf das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz, das in Verhandlung ist.

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Wien – Die Insolvenz des Windradherstellers Senvion Anfang der Woche ist nicht überraschend gekommen, hat aber den ohnehin wenig ausgeprägten Optimismus in der Branche weiter gedämpft. Selbst in Österreich sind die Schockwellen spürbar. Hierzulande hat Senvion, die aus der Hamburger Repower hervorgegangen ist, beim vorjährigen Zubau in Österreich den zweiten Platz hinter dem Marktführer Vestas aus Dänemark eingenommen.

Senvion hat seit mehreren Jahren keine Gewinne mehr erwirtschaftet. Verantwortlich dafür war aber nicht allein die Marktlage. Laut Branchenkennern dürften die Probleme, die das Unternehmen letztlich in die Pleite getrieben haben, zu einem Großteil hausgemacht sein. Windkraftwerke wurden nicht pünktlich abgeliefert und kamen nicht ins Laufen, was wiederum Strafzahlungen zur Folge hatte. Dazu kam ein ständiger Kapitalmangel, der notwendige Investitionen, wenn schon nicht verhinderte, dann zumindest bremste.

Insolvenzverfahren in Eigenregie

Das Senvion-Management will nun versuchen, das Geschäft während des Insolvenzverfahrens in Eigenregie wieder auf Kurs zu bringen. Das Insolvenzverfahren bezieht sich zunächst nur auf die Senvion GmbH und deren Deutschland-Tochter. Schon bald aber dürfte auch die börsennotierte Senvion SA folgen, deren Firmensitz in Luxemburg liegt.

Was die Marktanteile am Gesamtbestand von Windkraftanlagen betrifft, liegt Senvion in Österreich mit 8,5 Prozent an dritter Stelle. Klare Nummer eins ist Vestas mit 59,8 Prozent, gefolgt von der deutschen Enercon mit 27,4 Prozent. Den Rest teilen sich Siemens, DeWind und andere.

Enercon-Wunden im Burgenland

Gerade am Beispiel von Enercon lässt sich das Auf und Ab in der Branche auch in Österreich gut nachzeichnen. Das Unternehmen wurde mit hohen Erwartungen und viel Fördergeld in das Burgenland gelockt, um bei Neusiedl am See eine Produktion aufzuziehen. Nach der Schließung des Werks 2017 und dem Verlust von 200 Arbeitsplätzen wurde vor rund einem Jahr auch der Standort Zurndorf dichtgemacht. Dort ließ Enercon Fertigteilbetonturmsegmente für den deutschen und österreichischen Markt bauen. Als Grund für die Schließung wurde die massive Reduzierung des Auftragsvolumens für Windenergieanlagen auf beiden Märkten genannt.

Dass der Windkraftausbau weltweit auf hohem Niveau fortgesetzt wird, in Europa aber immer weiter zurückbleibt, zeigen aktuelle Zahlen des Global Wind Energy Council (GWEC). China verzeichnet demnach ein Ausbauplus von 2,7 Gigawatt (GW), Europa sackt um 4,8 GW ab. "Insgesamt ist das für die Energiewende und die ganze Wirtschaft, die da dranhängt, katastrophal", sagt der Geschäftsführer von Bachmann Electronic, Bernhard Zangerl. Das Vorarlberger Familienunternehmen ist auf die Automatisierung von Windkraftanlagen spezialisiert und Marktführer auf dem Gebiet.

China steht an der Spitze

Insgesamt wurden laut dem "Global Wind Report" im Vorjahr weltweit 51,3 GW Windkraftleistung installiert und damit die Gesamtleistung auf 591 GW erhöht. Mit 23 GW hat China ein für seine Verhältnisse eher durchschnittliches Jahr hingelegt, dennoch hat es damit fast genauso viel zugebaut wie der Rest der Welt zusammen. Mit 1.800 Megawatt lag China 2018 erstmals auch in der Offshore-Ausbaustatistik auf Platz eins. "Weltweit betrachtet läuft es derzeit relativ gut. In Europa und vor allem in Deutschland und Österreich ist allerdings Krisenstimmung angesagt", so der Geschäftsführer von Bachmann Electronic.

Schwacher Nettozubau in Österreich

Mit einem Nettozubau von 53 Windkraftanlagen in Österreich war 2018 das ausbauschwächste Jahr seit Bestehen des Ökostromgesetzes (2012). Dies hat Auswirkungen auf die Zulieferbranche in Österreich. "Wir werden in den nächsten Jahren verstärkt international aktiv werden. Unter anderem auch, weil der Zubau in Österreich in den kommenden Jahren nicht so voranschreiten wird, wie wir das in den letzten Jahren gesehen haben", sagt Thomas Schlegl, Geschäftsführer von Eologix Sensor Technology. Eologix ist ein Start-up-Unternehmen aus Graz, das Eiserkennungssysteme für Windkraftanlagen entwickelt und herstellt.

"Österreich muss mit einem funktionierenden Erneuerbare-Ausbau-Gesetz wieder den Weg zurück zur Spitze der Windenergie-Elite finden", fordert der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl. Für die österreichische Windbranche sei dies von essenzieller Bedeutung. (Günther Strobl, 12.4.2019)