Im Viertel Zwei im zweiten Wiener Gemeindebezirk muss man nach leistbaren Wohnungen lange suchen. Im Stadtentwicklungsgebiet an der Trabrennbahn Krieau hat der private Immobilienentwickler IC Development in den letzten Jahren unter anderem hochpreisige Wohnungen, Bürogebäude und ein Studentenheim errichtet. Im in Bau befindlichen Wohnprojekt "Korso" liegen die Quadratmeterpreise jetzt im Schnitt bei 6000 Euro.Gedanken zu leistbarem Wohnen macht man sich hier trotzdem. Der Entwickler hat nun eine Idee dafür vorgelegt.

Ein Jahr hat der Entwicklungsprozess für das Konzept gedauert. Das Ziel waren leistbare freifinanzierte Wohnungen für jedermann ohne Zugangsbeschränkungen, berichtet Sabine Müller, Chief Marketing Officer bei der IC-Muttergesellschaft Value One Holding AG, im Gespräch mit dem STANDARD. Entstanden ist ein Projekt namens "Mo" mit kompakten Wohnungen, die – je nach Lebensphase und Verfügbarkeit der Nachbarwohnungen – erweitert werden oder wieder schrumpfen können. "Umzüge sind die wahren Kostentreiber", erklärt Müller. "Die Idee war daher, einen Ort zu schaffen, an dem man sein Leben lang bleiben will."

So könnte das flexible Projekt "Mo" einmal ausschauen – je nachdem natürlich, auf welchem Grundstück es dann gebaut wird.
Visualisierung: Josef Weichenberger architects/Clemens Gurtner

Das Wohnen wurde bei "Mo" – die Abkürzung steht für "more" – mit einem Mobilitätskonzept gepaart. Geplant ist beispielsweise ein Car-Pooling-System, bei dem sich Bewohner ein bestimmtes Kontingent an Kilometern für ein hauseigenes Auto dazukaufen können – und sich damit ein eigenes Auto sparen. Auch vergünstigte Öffi-Tickets sind angedacht.

Grundstück gesucht

Das Ziel: Die Netto-Kaltmiete für die Wohnungen soll – ohne die separat zu zahlenden Mobilitätsangebote – bei zehn Euro pro Quadratmeter liegen. Das Gebäude, in dem es all das geben soll, gibt es bereits – als Modell in einem Konferenzraum der Value One Holding im Viertel Zwei. Derzeit fehlt aber noch das passende Grundstück. Das Modell wurde daher für ein fiktionales Grundstück geplant. "Aber wir haben anhand einer Baukostenschätzung den Nachweis erbracht, dass der angestrebte Mietpreis möglich ist", ist Müller überzeugt.

Im Viertel Zwei selbst gebe es den Platz für das Projekt nicht. Geplant ist nämlich ein großvolumiger Bau mit etwa 200 Wohnungen, nur damit seien die Communityflächen und das Car-Pooling in dem Umfang möglich. Als Gemeinschaftsflächen sind Dachgärten und Indoor-Spielplätze möglich, je nach finaler Projektgröße könnten auch ein Schwimmbad, ein Kinoraum oder eine Community-Kitchen drin sein.

Über die laufende Grundstückssuche will Müller nichts sagen. Für sie sind aber auch Lösungen wie die Überbauung von Supermärkten oder ein Baurechtsmodell denkbar. Klar ist nämlich: Wenn sich die günstige Miete ausgehen soll, muss auch das Grundstück günstig sein. Direkt an einer U-Bahn-Linie und innerhalb des Gürtels werde es daher wohl nicht liegen, so Müller. Auch die neue Widmungskategorie für geförderten Wohnbau, die es in Wien seit kurzem gibt, habe die Suche "nicht unbedingt einfacher gemacht". Müller kann sich aber eine Kooperation mit einem gemeinnützigen Bauträger vorstellen, der die geförderten Wohnungen errichtet.

Hürde Stellplatzverordnung

Die Wiener Stellplatzverordnung, die einen Stellplatz pro hundert Quadratmeter Wohnfläche vorsieht, könnte für "Mo", in dem so gut wie keine Stellplätze für Mieter vorgesehen sind, auch noch eine Hürde sein. Dazu werde es mit der Stadt noch Diskussionen geben, kündigt Müller an. Mit kompakten Wohnformen hat man bei der IC Development jedenfalls Erfahrung. In den "Milestone"-Projekten – zwei dieser Studentenheime gibt es in Wien, je eines in Graz, Linz und Leoben – wohnen Studierende in Mikrowohnungen, im "Studio Zwei" wurden 32 m² große Wohnungen errichtet. Was man dabei gelernt hat: In die Wohnungen müssen Standardmöbel passen.

Investor gesucht

"Mo" könnte künftig auch in anderen Städten umgesetzt werden, weshalb man dem Konzept auch den international wohlklingenden Namen verpasst hat. So wie alle Projekte der IC Development soll auch "Mo" nach Fertigstellung an einen Investor verkauft werden. Dass dieser das Konzept dann vielleicht nicht weiterträgt, etwa was das Mobilitätsangebot angeht, glaubt Müller nicht: "Mit einem Investor haben wir schon Gespräche geführt." (Franziska Zoidl, 13.4.2019)