2016 war ein gutes Jahr. Das beste seit langem. Aus Sicht der Freundinnen und Freunde automobiler Frischluftkultur. Was fuhr da nicht alles offen vor. Cabrios: Mini Cabrio, VW Beetle Dune Cabrio, Range Rover Evoque Cabrio, Porsche 911 Cabrio / Targa (991), Ford Mustang Cabrio, Mercedes C und S Cabriolet, Rolls-Royce Dawn. Roadster: Mazda MX-5 und die Italo-Ableger Fiat 124 Spider / Abarth 124 Spider, Porsche 718 Boxster, Jaguar F-Type SVR, Ferrari 488 Spider, Lamborghini Huracán LP 610-4 Spyder, Audi R8 Spyder.

Blechdach ist out, Textil gehört die Zukunft. Wie hier beim neuen BMW Z4, der aus Grazer Produktion vorfährt.
Foto: BMW

Verglichen damit liest sich 2019 bescheiden. Dass das Jahr dennoch vergleichsweise gut bestückt ist, liegt am Artensterben. Die Massenhersteller haben sich fast komplett aus dem Segment zurückgezogen, es rechnet sich nicht mehr. Wie es scheint, setzt sich die Gattung dorthin ab, wo sie vor Auftauchen des Geniestreichs Mazda MX-5 1989, vor nunmehr 30 Jahren also, beheimatet war: in die Premiumecke und ins Elitäre. Obendrein ist das faltbare Blechdach mehr oder weniger tot, es hatte in den Nullerjahren für einen fulminanten Höhenflug gesorgt – und für ästhetische Zumutungen ersten Ranges.

Porsches 911 setzte schon immer auf diese Weisheit, das neue Cabriolet perfektioniert das Stoffdach weiter.
Foto: Porsche

Beim Textil kann das nicht passieren, die Stoffverdecke sind längst Hightechbauteile, die entsprechend ausstaffierten Autos also auch kalt genießbar, und damit zu den wichtigsten Offenen 2019: BMW Z4 und 8er Cabrio, Porsche 911 Cabrio, Bentley Continental GT Convertible, McLaren 720S Spider.

Bei der klingonisch designten Flunder Huracán Evo Spyder dauert der Versenkvorgang 17 Sekunden.
Foto: Lamborghini

Der erste Weiß-Blaue kommt ganz in Rot-weiß-Rot daher, unterstreicht auch Karena Bärnfeind von BMW in Salzburg noch einmal, warum auch nicht, ist schon fein, dass der Z4 in Graz gebaut wird. Der rassige Roadster ist unter der Handvoll von Neuzugängen auch der Einzige, der für gut verdienende Menschen noch halbwegs in Reichweite wäre: Die Preise reichen von 45.874 bis 70.500 €, drei Motorisierungen stehen zur Auswahl, mit 197, 258 und 340 PS, das Verdeck öffnet und schließt auf Knopfdruck innerhalb von zehn Sekunden und auch während der Fahrt bis zu 50 km/h.

Der offene 8er von BMW, soeben gestartet ...
Foto: BMW

Schöne Zeiten, teure Zeiten: Mit dem 911 Cabrio, für viele Inbegriff des Frischluftsportlers schlechthin, bewegen wir uns schon in einer anderen Liga, Generation 992 für Generation Geldohneende: Der Carrera S kommt auf 164.155, der 4S auf 172.491 €, der 6-Zylinder-Turbo-Boxer leistet 450 PS. In zwölf Sekunden öffnet und schließt das Dach bis Tempo 50 km/h, mal sehen, wie der nächste Kandidat, der Lamborghini Huracán Evo Spyder (ab Sommer, ab 310.640 €), in dem Kriterium abschneidet – aha: 17 sec bis 50 km/h. Schneckentempo gegenüber einem anderen Kernwert: In 9,3 Sekunden katapultiert der 5,2-Liter-V10 (640 PS) die nach klingonischem Schönheitsideal gezeichnete offene Flunder von 0 auf 200 km/h. Und der McLaren 720S Spider mit seinem 720-PS-Vierliter-V8? Macht in 11 sec bis 50 Sachen auf/zu, 0-200: 7,9 sec, Nettopreis: 221.130 €.

Der elitäre Bentley Continental GT Convertible, mit Sechsliter-Zwölfzylinder und 635 PS.
Foto: Bentley

Mit dem Kapitel nobel, elegant, elitär schließen wir – im Stakkato. BMW 8er Cabrio: 121.250 bis 156.900 €, 320 und 530 PS, Dach auf/zu in 15 sec bis 50 km/h. Bentley Continental GT W12 Convertible: 298.000 €, 635 PS, Dach auf/zu in 18 sec bis 50 km/h. Und der nächste Cabrio-Roadster-Schwung? Der kommt mit den aufgeschnittenen SUVs.
(Andreas Stockinger, 24.4.2019)