Pflegeschulabsolventen finden Arbeit im Krankenhaus spannender.

Foto: Heribert Corn

Bregenz – Besser als erwartet entwickelt sich der Personalstand in Pflegeberufen. Das wussten am Freitag die zuständigen Regierungsmitglieder Katharina Wiesflecker (Grüne) und Christian Bernhard (VP) zu berichten. Sie präsentierten den Monitoringbericht zur Bedarfsprognose, die 2016 erstellt wurde. Damals wurde ein Bedarf von 400 zusätzlichen Pflegekräften in zehn Jahren errechnet. Nun wurde nachgeprüft, ob man tatsächlich 40 Neuzugänge pro Jahr schafft.

Gesundheits- und Sozialressort lassen die Personalentwicklung gemeinsam beobachten. Mit der ressortübergreifenden Bedarfsprognose habe man österreichweit eine Pionierrolle übernommen, sagte Bernhard. Der Gesundheitspolitiker darf sich über das Ergebnis des Monitorings freuen. In den Krankenhäusern konnte man die Prognose übertreffen, dort stieg der Personalstand um 4,5 Prozent mehr als erwartet.

Weniger Freude mit dem Bericht hat Soziallandesrätin Wiesflecker, zuständig für die Altenpflege. In den 51 Altenheimen bleibt die Personalsituation angespannt. 2018 hätte man zusätzlich 63 diplomierte Pflegekräfte gebraucht, aber nur 41 wurden gefunden – was bedeutet, dass pflegebedürftige alte Menschen lange auf Plätze in den Heimen warten müssen. Aktuell stehen 80 Personen auf der Warteliste für Heimplätze. Anspruch auf einen Heimplatz hat man in Vorarlberg erst ab Pflegestufe 4.

Beruf attraktiv machen

Man müsse die Langzeitpflege attraktiver machen, ist man sich in der schwarz-grünen Koalition einig. Absolventinnen und Absolventen der Krankenpflegeschulen bevorzugen die Akutpflege, weil sie ihnen spannender erscheint, sagt Christian Bernhard, selbst Arzt. Um Menschen für die Langzeitpflege zu finden, müsse man die Arbeitsbedingungen verbessern, sagt Wiesflecker. Denn die Fluktuation sei im Pflegebereich überraschend stark, wie der Bericht zeige.

Ein Großteil der Neuen wechselt schon im ersten Jahr den Arbeitsplatz, in den ersten drei Jahren wechselt die Hälfte. "Führungskräfte besser ausbilden" lautet eine Maßnahme, die von der Landesregierung gefördert wird. Dazu wird ab Herbst an der Fachhochschule eine entsprechende Ausbildung, die bisher nur in anderen Bundesländern möglich war, angeboten. Auch die Bezahlung sollte an jene der Krankenhauspflege angepasst werden, schlägt Wiesflecker vor. "Ob ein Arbeitsplatz attraktiv ist, hängt sehr von der Führung eines Hauses ab", appelliert die Landesrätin an die Träger, in die Aus- und Weiterbildung des mittleren Managements zu investieren. Das Land unterstütze dabei finanziell.

Aktuell arbeiten in Vorarlberg 4.738 Menschen in der Akut- und Langzeitpflege. (Jutta Berger, 12.4.2019)