Wandertrainer Klaus Schmidt will dem SVM den Weg weisen, auf dem er dann selbst gern eine längere Zeit mitmarschieren möchte.

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Am Dienstag wurde Dietmar Kühbauer als burgenländischer Trainer des Jahres geehrt. Klaus Schmidt muss auf solche Ehre noch warten. Aber er schaute sich schon um, dort wo die "Lange Nacht des Sports" mit ihren Ehrungen stattfindet. In Pamhagen. Tiefster Seewinkel. Am Rande des Hanság, einst weder See noch Land. Entrisch fast.

Klaus Schmidt, seit dem vorigen Sommer Trainer des burgenländischen Bundesligisten, muss sich ans Dortige noch gewöhnen. "Ich bin ja ein Mann aus den Bergen", sagt der Steirer. Im Seewinkel war er bis dahin noch gar nicht. Aber wenn es nach ihm ginge, soll sich das ändern. Schmidt, den es, nach acht schönen Jahren beim GAK, von einem Verein zum nächsten verschlagen hat – von 2009 bis 2011 als Josef Hickersbergs Co gar in die Emirate -, will endlich wo ankommen.

Mattersburg käme ihm ganz recht. Nicht nur, dass es "ein professionelles Umfeld gibt" und es in diesem "sehr familiär zugeht". Mattersburg – Aflenz fährt er "in ungefähr 70 Minuten". Da könnte er fast tagespendeln.

Was zu tun ist, um sich hier eine längere Weile niederlassen zu können, ist ihm klar. "Unser Job ist halt erfolgsabhängig." Ein Erfolg am Samstag in Hütteldorf wäre diesbezüglich natürlich hilfreich. Aber, obwohl die beiden Kellerspitzenreiter nur zwei Punkte trennen, ebenso natürlich ist: "Gegen Rapid werden wir immer die Außenseiter sein."

Krautacker

Vor einem Monat, daheim, war man das auch. Die Partie endete aber mit einem 2:1-Sieg. Und vielstimmigem Jammer über den Rasen im Pappelstadion, der dem in der Hütteldorf-Arena gleicht wie ein Krautacker dem anderen.

Jetzt ist die Sache deutlich anders. Kühbauer hat die Seinen in die Spur gestellt. Vor allem der Einzug ins Cupfinale (das zur demütigenden ÖFB-Kasperliade geführt hat) erzeugte den entsprechenden Stolz, der Rapid zum Rapidsein lange Zeit gefehlt hat.

Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein für den Underdog. Die Idee des Judo, die Wucht des Gegners in eigene Kampfkraft zu verwandeln, kann sich auch im Fußball anwenden lassen. Allerdings viel schwerer. Denn "Umschalten" sagt sich leichter, als es dann getan wird. "Wir müssen schon aufpassen. Dürfen nicht zu hoch pressen, aber auch nicht zu tief stehen. Rapid würde uns sonst erdrücken."

Grauenerregend

"Situativ" – das ist auch so ein schönes, neues Wort, das beschreibt, was Klaus Schmidt, seit er da ist, den Mattersburgern beibringen möchte. In sich flexibel zu sein. Das Spiel sozusagen als Mannschaft lesen und damit gestalten zu können; aktiv oder reaktiv. Der SVM versucht sich in mehreren Spielidee-Varianten. Die freilich nicht automatisch aufgehen. Die erste Halbzeit beim 3:0 gegen Hartberg vergangenen Samstag war – sah man mit SVM-Augen auf den Acker des Stadio dei pioppi – grauenerregend.

Schmidt kann so was durchaus auch was abgewinnen. Fragt ihn wer, wo er den Knackpunkt ortet, an dem Mattersburg seine Frühjahrsstärke – eine Niederlage in den heurigen sechs Spielen – erreichte, sagt er: "In der verpatzten Vorbereitung." Da erst fingen die Buben an, sich beim Stolz packen zu lassen. Fokussierten sich.

Mattersburgs Kader, so Schmidt, ist breit und divers genug. Altgediente Mentalitätsmonster wie der rekonvaleszente Alois Höller finden sich darin ebenso wie junge Zangler. Christoph Halper (20), von dem der Trainer sagt, er mache Freude, hat in den vergangenen Wochen angefangen zu funkeln, fehlt aber verletzt. Auch Andreas Kuen (24) hat nach seinem dritten Kreuzbandriss wieder zu spielen begonnen. Das ist einer, der dem Trainer sowohl Freude machen als auch ihn zur Verzweiflung treiben kann. "Einer, der das Unerwartete tut."

Genau das will auch Klaus Schmidt tun. Und Dietmar Kühbauer ("Wir haben uns bei und über den Adi Hütter kennengelernt") nicht minder. Immerhin geht es für beide um vieles: unten ganz oben zu sein. (Wolfgang Weisgram, 13.4.2019)