Ein Ordnungsruf von der eigenen Partei: Labour-Chef Jeremy Corbyn hat keine geeinte Mannschaft hinter sich.

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London – Führende Politiker der britischen Labour-Partei drängen Parteichef Jeremy Corbyn, sich klar für ein neues Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU auszusprechen. Andernfalls könnte die Partei eine ganze Generation junger, proeuropäischer Wähler verlieren, zitierte die Zeitung "The Guardian" den Vorsitzenden der Labourfraktion im Europaparlament, Richard Corbett.

"Wenn Labour nicht seine Unterstützung für eine Volksabstimmung über jeglichen Brexit-Deal bekräftigt, wird sie massiv Stimmen an Parteien verlieren, die sehr wohl eine klare Botschaft haben", sagte Corbett laut diesen Medienberichten.

Uneinig zu Referendum

Die frühere Außenministerin Margaret Becket sagte, es sei sehr wichtig, eine klare Botschaft auszusenden, wo Labour stehe und was Labour anbiete. "Meiner Ansicht nach sollte diese klare und einfache Botschaft sein, dass es eine Zustimmung des britischen Volkes geben sollte", sagte sie.

Labour hat sich bisher die Option für ein zweites Brexit-Referendum offen gehalten. Dem Bericht zufolge ist sich die Parteiführung aber uneinig, ob die Forderung danach in das Europamanifest der Partei aufgenommen werden soll.

Gespräche mit Regierung

Labour und die britische Regierung wollen Gespräche über einen Brexit-Kompromiss in der kommenden Woche fortsetzen. Dabei werde man in gesonderten Runden in den jeweiligen Fachbereichen zusammenkommen, sagte Kabinettsminister David Lidington am Sonntag der BBC. Nach der parlamentarischen Osterpause werde es dann eine "Bestandsaufnahme" geben.

Die Gespräche dürften sich aber nicht über Monate hinziehen, denn die Öffentlichkeit wolle zu Recht, dass die Politiker nun vorankommen, sagte der faktische Stellvertreter von Premierministerin Theresa May.

Im Mittelpunkt der Gespräche steht die Frage, ob die Regierung Labour bei der Forderung nach einer künftigen Zollunion mit der Europäischen Union entgegenkommt.

Lidington sagte dazu, die Regierung halte es für möglich, die Vorteile einer Zollunion zu nutzen, ohne die Macht zum Abschluss unabhängiger Handelsabkommen zu verlieren. "Wenn wir uns darauf einigen wollen, muss es von beiden Seiten Bewegung geben."

Die EU und Großbritannien haben sich vor wenigen Tagen auf eine Verschiebung des Brexit-Termins bis zum 31. Oktober geeinigt. Es kann aber auch früher zu einem EU-Austritt kommen, wenn der umstrittene Brexit-Vertrag das britische Parlament passiert, den May dort in mehreren Anläufen nicht durchbringen konnte. (APA, 14.4.2019)