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Bob Iger ging bei der Preisverleihung hart mit Facebook und Co. ins Gericht.

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Das Simon-Wiesenthal-Center, das sich mit Erforschung und Sensibilisierung zum Thema Holocaust, aber auch mit Antisemitismus, Terrorismus und anderen extremen Erscheinungen beschäftigt, hat kürzlich seine jährliche Preisverleihung vorgenommen. Ausgezeichnet wurde unter anderem auch Bob Iger, CEO des Hollywoodriesen Disney.

Und der geht hart mit Facebook und Co. ins Gericht. "Hitler hätte soziale Medien geliebt", erklärte er in seiner Ansprache, schreibt Variety.

Verführung "verlorener Seelen"

Statt Meinungsvielfalt abzubilden würden soziale Medien die Illusion erzeugen, dass "jeder die gleiche Meinung hat." Zudem erlauben sie es Bösen, "besorgte Gemüter und verlorene Seelen" zu verführen. Sie seien das "mächtigste Marketingtool, das sich Extremisten wünschen könnten", das so konzipiert sei, alles auszufiltern, das unsere eigene Weltsicht infrage stellen könne und stattdessen unsere Überzeugungen und Ängste verstärke.

Das Publikum rief er auf, "Hass in allen Formen" zurückzuweisen und politische Vertreter stärker in die Verantwortung zu nehmen. Politische Führer müssten sich einer Gesellschaft verpflichten, die "die Rechte und menschliche Würde aller" respektiere.

Die gefährliche Macht der Masse

Bei Bigthink setzt man sich näher mit Igers Aussagen auseinander. Aus Perspektive massenpsychologischer Theorien spricht Iger valide Punkte an. "Der individuelle Teil einer Masse nimmt, schon allein aus numerischen Überlegungen, das Empfinden einer unverwundbaren Macht an, die es ihm erlaubt, Instinkten zu erliegen, die er alleine unter Kontrolle behalten hätte", heißt es etwa in einer Arbeit des französischen Forschers Gustave Le Bon. Anders ausgedrückt: Eine Menge an Menschen hinter sich zu glauben kann extreme Meinungen und Handlungen verstärken.

Ähnlich sieht es auch Jonathan Albright von der Columbia University. "Soziale Medien ermutigt Menschen, Grenzen zu überschreiten und zu erweitern, hinsichtlich dessen was sie sagen, provozieren und anstiften", sagt er. Das Problem wird seiner Wahrnehmung nach immer größer.

Während Menschenmassen lange Zeit physische Ausformung – etwa in Form von Protestmärschen – brauchten, existieren sie mittlerweile als "flexiblere, anpassungsfähigere und mobile Entitäten", heißt es in einer Untersuchung von Carsten Stage auf Basis von Le Bons Theorien. Diese "temporäre Öffentlichkeit" könnte sich aber nicht nur online, sondern manchmal auch offline bilden. Forschungen zu diesem Thema im Kontext sozialer Netzwerke gibt es allerdings noch nicht lange, dementsprechend ist der Wissensstand noch nicht sehr umfangreich.

Iger sammelt Geld für Demokraten

Iger selbst betätigt sich in politischer Hinsicht ebenfalls. Ins bereits dicht besetzte Rennen rund um die US-Präsidentschaft will er zwar nicht einsteigen, allerdings unterstützt er schon länger Kandidaten der Demokraten mit Fundraising-Kampagnen für die alle zwei Jahre stattfindenden Wahlen zu frei werdenden Senatssitzen. (red, 16.04.2019)