Ein gezielterer Angriff auf die Krebszellen – das ist das Ziel neuer Therapien. Wissenschafter der Universität Zürich und von IBM Research haben nun eine wichtige Hürde geschafft und den detaillierten Aufbau von über hundert Brusttumoren entschlüsselt.

Welche Krebs- und Immunzellen sind in einem Brusttumor vorhanden? Und wie unterscheiden sie sich von Patientin zu Patientin? Diesen Fragen sind Johanna Wagner von der Uni Zürich und Marianna Rapsomaniki von IBM Research mit ihren Kollegen nachgegangen. Mittels Massenzytometrie analysierten sie mehrere Millionen Krebs- und Immunzellen von 140 Patientinnen und erstellten daraus einen Tumor- und Immunzell-Atlas.

Jeder der untersuchten Tumore war in seiner Zusammensetzung einzigartig, berichten die Wissenschafter im Fachblatt "Cell". "Dies könnte ein Grund für unsere Schwierigkeiten sein, Brustkrebs zu behandeln", so Johann Wagner.

Zellen bekämpfen

Allerdings zeigten sich bestimmte Grundregeln. Etwa, dass in aggressiven Tumoren zumeist eine einzige Krebszellart dominiert, die stark entartet ist. Bisher war man davon ausgegangen, dass aggressivere Tumore eine erhöhte Diversität an Krebszellen aufweisen.

Auch bei den Tumor-assoziierten Immunzellen zeigten sich bei den aggressiveren Krebsgeschwüren Gemeinsamkeiten. Diese Immunzellen können helfen, die Krebszellen zu bekämpfen, wenn sie sich aktivieren lassen. Sind sie jedoch inaktiviert, entkommt der Tumor dem Immunsystem.

Erfolgreich aktiviert

Bei einer Gruppe von Brustkrebspatientinnen mit aggressiven Tumoren fanden die Forschenden eine Anreicherung von inaktiven Immunzellen, die bei Lungen- und Hautkrebs durch Immuntherapie erfolgreich aktiviert werden können, so die Uni Zürich. In dieser Gruppe gab es Patientinnen, die bisher nicht als Kandidatinnen für eine Immuntherapie galten.

Der Tumor- und Immunzell-Atlas für Brustkrebs konnte somit eine gute Grundlage für gezielte Therapieansätze darstellen. "Unsere Erkenntnisse deuten auf einen möglichen Erfolg von Immuntherapie bei Brustkrebs hin", so Studienleiter Bernd Bodenmiller von der Uni Zürich. (APA, 16.4.2019)