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Als 43-Jähriger bejubelte Tiger Woods den fünften Titel in Augusta. 1997 war er mit 21 Jahren der jüngste Masters-Sieger aller Zeiten.

REUTERS/Lucy Nicholson

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Bernd Wiesberger zollt Woods "extremen Respekt".

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JAMIE SQUIR

Golfprofi Bernd Wiesberger, der Augusta heuer infolge einer Verletzung verpasste, zieht seine Kappe vor dem Masters-Sieger. Es sei "gut und schlecht ", dass sich jetzt wieder alles um Tiger Woods drehe.

STANDARD: Sie sind 2018 nach einem Sehneneinriss im Handgelenk monatelang ausgefallen, waren darum heuer erstmals seit 2014 nur Zuseher beim Masters. Was sagen Sie zum Woods-Triumph?

Wiesberger: Ich hab mir die Entscheidung im TV angeschaut. Das war schon bemerkenswert. Für mich hat Woods das größte Comeback im Sport geschafft, das größte Comeback der Geschichte – wenn man bedenkt, welche persönlichen und gesundheitlichen Probleme er hatte.

STANDARD: Haben Sie sich für ihn gefreut?

Wiesberger: Ich zolle Tiger Woods extremen Respekt. Auch weil ich weiß, wie das ist, wenn du verletzt bist und kaum etwas dagegen tun kannst. Aber mitfreuen? Ich sehe ja alle, die da mitspielen, als meine Konkurrenten an, und ich wäre ganz gerne selbst auf dem Platz gestanden.

STANDARD: Kennen Sie Woods persönlich?

Wiesberger: Eigentlich nicht. Wir haben zwar einige Turniere gemeinsam bestritten, aber ich bin noch nie eine Runde mit ihm gegangen. Und er ist eher eine private Person. Wenn er zum Training auf den Platz kommt, biegt er sofort auf die Range ab, und nachher ist er gleich wieder weg. Er ist keiner, der irgendwo abhängt. Mehr als ein kurzes Hallo kommt da nicht zustande.

STANDARD: Haben Sie Woods diesen Sieg zugetraut, oder waren Sie überrascht?

Wiesberger: Ich habe ihn nicht auf meiner Favoritenliste gehabt. Das hatte vor allem damit zu tun, dass er in den letzten Wochen kein herausragendes Golf gespielt hat. Aber ein Major ist eben ein spezielles Turnier, und das Masters ist für Woods besonders speziell. Er hat im entscheidenden Moment die Nerven behalten, andere haben Nerven gezeigt.

STANDARD: Oft hört man nun, die Woods-Story sei großartig für den Golfsport. Teilen Sie die Ansicht?

Wiesberger: Diese einzigartige Geschichte bringt viel Aufmerksamkeit. Ein größerer Push kann nicht passieren. Das ist großartig. Insgesamt ist es gut und schlecht, wenn sich alles so extrem nur um eine Person dreht und die anderen etwas im Schatten stehen.

STANDARD: Der Golfsport, speziell die European Tour, hatte zuletzt Probleme, das Preisgeldniveau zu halten und Veranstalter zu finden. Was wird sich tun?

Wiesberger: Vielleicht kann das Woods-Comeback auch da etwas bewirken. Zu hoffen wäre es. Der Push, den es gibt, muss jedenfalls auch wirklich genutzt werden. Es müssen mehr Leute zum Golfspielen gebracht werden, auch Jüngere.

STANDARD: Kann Woods künftig noch besser als Vorbild herhalten?

Wiesberger: Es gibt sicher Menschen, die aus seiner Geschichte eine Motivation für sich selbst herausziehen können. Man muss sich schließlich vor Augen halten, wie hoch die Dichte im Golfsport und wie schwierig es ist, ein solches Turnier zu gewinnen. Und Tiger Woods hat es in seinem Alter, nach einem so extremen Einschnitt gewonnen – gegen viele, die jünger sind, gegen viele, die gesünder sind.

STANDARD: Können auch Sie sich in dieser Hinsicht an Woods orientieren? Spüren Sie noch Folgen Ihrer Handwurzelverletzung?

Wiesberger: Das ist eine Geschichte von gestern. Die beschäftigt mich nicht mehr. (Fritz Neumann, 15.4.2019)