Bei Android steht der nächste große Umbau an.

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Offizielle Zahlen zur Verbreitung aktueller Androidversionen liefert Google bereits seit einigen Monaten nicht mehr – aus Wartungsgründen wie es heißt. Aber auch so ist klar: Die Update-Situation hat sich in den vergangenen Jahren nur marginal verbessert. In dieser Situation scheint Google nun nach neuen Wegen zu suchen, um zumindest Kernkomponenten zu vereinheitlichen – und unter die eigene Kontrolle zu bringen.

System Updates

Google will künftig offenbar Teile des Systems über den Play Store aktualisieren. Dies lässt sich aus mehreren aktuellen Berichten schließen. So hatte vor kurzem 9to5Google entsprechende Hinweise in aktuellen Versionen des Play Stores gefunden, zudem haben am Montagabend aber einige Nutzer der Beta 2 von Android Q bereits ein entsprechendes Update erhalten. Dabei tauchte kurzfristig eine Benachrichtigung mit dem Hinweis "Google System Update" auf, bevor sich das Gerät neustartete.

Dahinter steht ein neues System, das sich APEX nennt, und das bereits vor einigen Monaten zum ersten Mal aufgefallen war. Hinter diesem Namen steckt eine neue Form von Paketen, die dazu gedacht ist, einzelne Systembestandteile modular zu machen – womit sie dann unabhängig von großen Updates aktualisiert werden können. In den aktuellen Testversionen von Android Q sind denn auch bereits einige solcher APEX-Pakete vorhanden, allen voran die Android Runtime ART, die zur Ausführung fast aller Anwendungen genutzt wird, und so eine zentrale Rolle in der Android-Welt einnimmt. Aber auch der Media Server von Android ist nun als APEX-Paket gehalten.

Einheitliche Updates für alle

Warum Google diesen neuen Weg für die Aktualisierung wählt, erklärt ein Detail, das Mishaal Rahman von XDA Developers hinzufügt: Demnach soll die Auslieferung dieser Pakete für sämtliche offiziell zertifizierten Android-Geräte verpflichtend werden – und zwar in einem unveränderten Zustand. Damit könnte Google dann wichtige Fehlerbereinigungen und Sicherheitsfixes in den entsprechenden Komponenten komplett unabhängig von den jeweiligen Herstellern ausliefern. Gerade beim Media Server wäre das ein großer Gewinn, war dieser doch in der Vergangenheit besonders oft Ziel von Attacken.

Modulare Zukunft

Auch wenn derzeit nur wenige APEX-Pakete in Android Q zu finden sind, die langfristige Richtung hat Google schon vor einiger Zeit klargemacht: Android soll zunehmend modularisiert werden, so dass Kernbestandteile generell herstellerübergreifend aktualisiert werden können. Die jetzige Entwicklung ist da wohl nur ein erster Schritt in diese Richtung.

Vorteile für Entwickler

Interessant dürfte das Ganze nicht zuletzt auch für Entwickler sein. Klagen diese doch immer wieder über Fehler, die Dritthersteller in den Android-Code einschleppen – und das betrifft auch die Android Runtime. Eine einheitliche Basis könnte deren Arbeit künftig erleichtern. Es ist übrigens nicht der einzige Schritt zur Vereinheitlichung, den Google mit Android Q setzt: Darin ist auch ein Projekt namens ANGLE enthalten, das einen einheitlichen OpenGL ES-Treiber bietet. Bisher führen die Eigenheiten verschiedener OpenGL-ES-Implementationen oft dazu, dass Entwickler für einzelne Geräte Anpassungen an ihren Spielen oder Anwendungen vornehmen müssen.

Eine offizielle Bestätigung der neuen Update-Pläne gibt es derzeit noch nicht. Diese dürfte sich Google wohl für die Entwicklerkonferenz Google I/O vorbehalten, die am 7. Mai im kalifornischen Mountain View eröffnet wird. (Andreas Proschofsky, 16.4.2019)