Thomas Stollenwerk, Chefredakteur des Magazins Biorama, wirft einen Blick auf die Licht- und Schattenseiten der Milchindustrie.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Thomas Stollenwerk: Schwarzweißbuch Milch. € 19,- / 176 Seiten. Residenz-Verlag, 2019.

Foto: Residenz Verlag

Was wir essen, ist eine Sache der persönlichen Entscheidung, könnten Blauäugige meinen. Wie sehr das Gegenteil der Fall ist, lässt sich bei Thomas Stollenwerk am Beispiel der Milch wunderbar nachlesen. Er hat sich mit einem Nahrungsmittel auseinandergesetzt, das längst die Regale unserer Supermärkte erobert hat und das die meisten nicht infrage stellen.

Doch genau das macht Stollenwerk. Er beginnt sein "Schwarzweißbuch Milch" mit einem evolutionsbiologischen Blick auf die Sesshaftigkeit des Menschen und die weitreichenden Auswirkungen auf die Ernährungsgewohnheiten. Auch die Frage, warum die einen Milch vertragen und andere nicht und warum sogar ethnische und geografische Faktoren eine Rolle spielen, wird ausführlich beantwortet.

Keine simplen Erklärungen

Doch dann geht es auch um die vielen wirtschaftlichen Faktoren, die im Industriezeitalter auch die Milchproduktion und -verarbeitung bestimmen. Stollenwerk geht hier besonders auch auf den österreichischen Markt und seine vielen Besonderheiten ein.

Rein weltanschaulich betrachtet, macht er keinen Hehl aus seiner persönlichen Einstellung: Ihm liegt das Leid der Kühe am Herzen, deren natürlicher Lebenszyklus durch den Milchhunger der Menschen verändert wurde. Andererseits ignoriert er aber auch nicht, dass viele Bauern davon leben.

Die Quintessenz: Die Lektüre dieses sehr ernsthaften und differenzierten Buches gibt einen breiten Überblick über Debatten, erlaubt aber keine einfachen Schlussfolgerungen. Vielmehr gibt es Konsumenten und Konsumentinnen eine gute Orientierungshilfe, die die Entscheidung für oder gegen Milch jedem selbst überlässt. (Karin Pollack, 17.4.2019)