Foto: Nathan Murell
Foto: Nathan Murell
Foto: Nathan Murell
Foto: Nathan Murell
Foto: Nathan Murell

Vor kurzem hat die Snowboarderin Anna Gasser ihr eigenes Reich in Millstatt am Millstätter See bezogen. Der See und ihr Sport begleiten sie bis in ihre Wohnung.

"Es ist jetzt wirklich Zeit für die eigenen vier Wände geworden. Mit 27 wollte ich nicht nur mit beiden Beinen fest auf dem Snowboard stehen, sondern auch auf eigenen Beinen im Leben. Bis jetzt war es bequem, bei meinen Eltern zu wohnen, weil ich als Sportlerin ohnehin viel unterwegs bin. Die Nähe zu meiner Familie ist mir aber nach wie vor wichtig, daher wohne ich im selben Ort.

Der See ist in Anna Gassers Wohnung allgegenwärtig: Draußen und drinnen scheinen zu verschmelzen.
Foto: Nathan Murell

Die Suche war gar nicht so einfach, denn gute Qualität war mir wichtig: Zwei Jahre lang habe ich nach einer coolen Wohnung im Umkreis des Millstätter Sees gesucht. Richtig fixiert habe ich den Kauf dieser Wohnung direkt nach Olympia im Herbst vergangenen Jahres. Es ist eine der oberen Wohnungen in einem neu gebauten Haus geworden, weil ich die Goldmedaille gewonnen habe, sonst hätte ich mich das finanziell nicht getraut.

100 Quadratmeter Wohnfläche mit 80 Quadratmetern Terrasse – das genieße ich schon sehr. Das ist meine erste eigene Wohnung! Die Außenfläche ist wie ein erweitertes Wohnzimmer. Weil die Terrasse verglast ist, sehe ich von der Frühstückstheke in der Küche und von meiner Couch über den schönen Ort Millstatt und auf den herrlichen See. Das ist ein absoluter Kraftort für mich. Eingezogen bin ich vor zwei Monaten. Seitdem habe ich auch einige Wochen hier gewohnt und mich richtig eingelebt. Daran war meine Sprunggelenkverletzung schuld. Ich habe also schon mehr Zeit hier verbracht als geplant. Die Einrichtung ist noch nicht ganz perfekt: Ein paar Lampen fehlen noch und vor allem bunte Bilder an den Wänden. Alles wirkt noch etwas weiß, aber das braucht Zeit.

Ein historisches Bild in Händen: der legendäre Sprung Cab Double Cork 900, mit dem alles anfing.
Foto: Nathan Murell

Ein Wunsch von mir waren hohe Türen ohne Türstöcke, sie fallen fast nicht auf. Die habe ich einmal auf Reisen gesehen und mir gedacht: Das will ich auch einmal haben. Was noch fehlt, ist ein Griller und ein großer Esstisch für draußen. Der große hölzerne Esstisch drinnen ist ein Lieblingsstück. Bei mir ist nämlich immer viel los, meine Familie und Freunde sind oft da. Gerade habe ich sie eingeschult, wie sie die Kaffeemaschine und den Smoothiemaker bedienen müssen, denn alle sollen sich bei mir wie zu Hause fühlen.

Auch als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, hatten wir oft ein volles Haus. Die Snowboarder sind sehr unkompliziert, daher war das nie ein Problem. Zu Hause kann ich meine Akkus aufladen. Wohnen im eigenen Reich bedeutet mir als Sportlerin, die oft in Hotels und Appartements übernachtet, sehr viel. Im Sommer ist der See für mich ein Ausgleich zu all dem Schnee, der mich die meiste Zeit des Jahres umgibt. Im Strandbad habe ich lebenslangen freien Eintritt, und auch für mein leibliches Wohl ist gesorgt: In Franzis Strandbuffet in Millstatt darf ich so viele Hotdogs essen, wie ich will.

Die goldene Ananas ist ein Geschenk der Schwester. Die Topfpflanze ist von der Tante.
Foto: Nathan Murell

In meinem Regal im Wohnzimmer sind nur die wichtigsten Pokale und Medaillen versammelt. Zweimal die Sportlerin des Jahres, die Olympia-Goldmedaille, und die Auszeichnung für die X-Games, eine amerikanische Extremsportveranstaltung als Actionsportlerin des Jahres. Mein Sport begleitet mich also bis in mein Wohnzimmer. Ein Bild erinnert mich an die Anfänge meiner Snowboardkarriere: Der Sprung, mit dem alles begonnen hat, der Cab Double Cork 900, den ich 2013 als erste Frau gestanden habe. Das Foto war ein Geschenk meines Trainers. Ich müsste es jetzt allerdings durch den Cab Triple Underflip 1260 (Dreifachsalto) ersetzen, der mir im November gelungen ist. Wieder als erste Frau in der Geschichte des Snowboardens. Den Double können jetzt schon viele Sportlerinnen.

Foto: Nathan Murell

Vor kurzem habe ich mir einige Trainingsgeräte angeschafft, damit ich nicht immer ins Fitnesscenter gehen muss. Insofern nehme ich mir gar nicht so wenig Arbeit mit nach Hause, auch wenn ich nicht auf dem Berg bin: Meine Kondition trainiere auf meinem Hometrainer im Wohnzimmer, mein Gleichgewicht mit unterschiedlichem Equipment, und der silberne Gymnastikball kugelt gerne zwischen Küchentheke und Esstisch herum.

Der große Esstisch gehört zum Lieblingsinventar.
Foto: Nathan Murell

Zum Entspannen nutze ich oft meinen Jacuzzi auf der Terrasse. In den US-Wintersportorten gehört das zur gängigen Ausstattung. Nach einem Tag auf dem Brett ist es einfach herrlich, in das blubbernde Wasser zu steigen. Das ist ein kleiner Luxus, den ich mir gönne." (8.5.2019)