François-Henri Pinault, hier mit Ehefrau Salma Hayek, gibt 100 Millionen für den Wiederaufbau der Notre-Dame-Kathedrale.

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Es ist nicht bekannt, ob es François-Henri Pinault vielleicht doch ab und zu wurmt, dass er wahlweise als "Mann von" oder als "Sohn von" vorgestellt wird. In die Medien gelangt der 56-Jährige meist dann, wenn er an der Seite seiner glamourösen Ehefrau, des mexikanischen Hollywood-Stars Salma Hayek ("Frida Kahlo"), auf dem roten Teppich geblitzt wird. Oder wenn er es als Nebensatz in eines der Porträts über seinen legendären Vater François Pinault (82) schafft, der laut dem Magazin "Forbes" mit einem Vermögen von 27 Milliarden Euro Platz 30 der globalen Reichenliste belegt und als einer der großzügigsten Kunstmäzene der Welt gilt. Doch nun kommt Pinault junior selbst zu medialer Beachtung: Er will 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der durch Feuer zum Teil zerstörten Kathedrale Notre-Dame de Paris spenden.

Nach dem Brand von Notre-Dame kommen die ersten Spendenangebote aus aus Frankreich und der ganzen Welt. Mittlerweile ist ein regelrechter Wettkampf gestartet, wer von den größten Firmen und reichsten Familien Frankreichs für den Wiederaufbau spenden will.
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"Fils à papa" nennen sie in Frankreich Papasöhnchen, die es ohne eigene Anstrengung zu Reichtum bringen. Doch damit würde man Pinault junior unrecht tun. Erbe ist kein Beruf, hat der Senior wohl gedacht, und ließ den Jungen, der nach der Trennung seiner Eltern 17 Jahre bei der Mutter aufgewachsen war, ordentlich schuften. Als François-Henri nach dem Studium an der elitären Wirtschaftshochschule École des Hautes Études Commerciales (HEC) in den väterlichen Luxusmodekonzern Kering (Gucci, Saint Laurent, Balenciaga) eintrat, berief sein Vater sogar einen Rat der Weisen aus Firmenexternen ein, die im Falle seines Todes prüfen sollten, ob der Sohn tatsächlich das Zeug zum Herrscher über das Familienuniversums habe. 2005 war die Reifeprüfung dann offenbar bestanden, Pinault junior rückte an die Konzernspitze auf. Doch erst mit der Übernahme des margenstarken Sportartiklers Puma 2007 emanzipierte er sich unternehmerisch endgültig vom übermächtigen Papa.

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Anders als dieser investiert Pinault sein Vermögen weniger in moderne Kunst, sondern zeigt politisches Engagement. Mit zehn Millionen unterstützte der Fahrer eines Lexus Hybrid, der angeblich Recyclingpapier beidseitig bedruckt und für jede Flugreise eine Abgabe bei Action Carbone leistet, etwa den Dreh zur Dokumentation "Home", die 2009 frei im Web downloadbar war, um möglichst viele Menschen für die Schönheit der Erde und deren Erhalt zu sensibilisieren. Dazu gründete Pinault eine Stiftung, die Gewalt gegen Frauen bekämpfen soll. Die Schlagzeile anlässlich der Gründung begann mit "Der Mann von ...". Natürlich. (Nana Siebert, 16.4.2019)